© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 08/19 / 15. Februar 2019

Falk Richter. Der Theatermann gilt dem Kulturbetrieb als Märtyrer im Kampf gegen Rechts
Die verfolgte Unschuld
Thorsten Hinz

Der 49jährige Regisseur und Autor Falk Richter hat sich darauf spezialisiert, die Theaterbühne in eine Plattform der politischen Agitation zu verwandeln. Damit ist er zu einem Liebling der Medien, vor allem öffentlich-rechtlicher Kulturmagazine geworden. Der gebürtige Hamburger äußert starke Überzeugungen, hinter denen jedoch meist wenig Wissen und Reflexion steckt. So behauptete er anläßlich seines neuen Stücks „I am Europe“, das Ja zum Brexit sei eine „enorm rassistische Entscheidung“ gewesen und dessen Befürworter wollten „das große englische Reich zurück“. Entgangen ist ihm, daß dieses Reich ein weltweites Imperium war, das unterschiedlichste Völker, Kulturen und Rassen umspannte. 

Größere Bekanntheit erlangte Richter mit dem Agitprop-Stück „Fear“ („Furcht“), das er 2015 an der Berliner Schaubühne inszenierte: Eine ins Hysterische gesteigerte Suada gegen alle „Rechten“, die „im Grunde das Dritte Reich zurück(wollen), nur ohne Krieg und Holocaust“. Konservative Persönlichkeiten stellte er darin als leibhaftige Monster und Zombies dar, die sich selbst bezichtigten: „Ich bin Gabriele Kuby ... und hetze gegen Juden!“ Die meisten Kritiker verrissen die Aufführung als künstlerisch blamabel, verteidigten sie hingegen als politische Aktion glühend. In der Nacht nach der Premiere wurde das Auto der ebenfalls vorgeführten AfD-Politikerin Beatrix von Storch angezündet. Eine Woche später ging das der Lebensrechtlerin Hedwig von Beverfoerde in Flammen auf.

Richter spielt in derselben Liga wie der „Aktionskünstler“ Philipp Ruch vom Zentrum für politische Schönheit. Doch während der sich zu seinen zynisch-sadistischen Bloßstellungen bekennt, gibt Richter die verfolgte Unschuld. Als „Fear“-Opfer vor Gericht zogen, klagte er über Einschüchterung, Verbot und Zensur. Doch die Justiz hielt namens der Freiheit der Kunst die schützende Hand über ihn, so daß die Betroffenen zum Schaden auch noch den Großteil der Gerichtskosten tragen mußten. Selbstredend gehört Richter auch zu den Unterzeichnern der „Erklärung der Vielen“, in der Künstler und Kulturinstitutionen sich zur politischen Korrektheit verpflichten.

2018 veröffentlichte er unter dem Titel „Disconnected“ seine Poetikvorlesungen: Eine Ansammlung von Banalitäten und Peinlichkeiten, denen er durch den verschwenderischen Einsatz von Großbuchstaben und Fragezeichen den Anschein von Tiefsinn zu geben versucht. Die „offene Gesellschaft“ stellt Richter sich als die exklusive und privilegierte Angelegenheit von seinesgleichen vor. Und unter „Komplexität“ versteht er eine schöne neue Welt als „Feier des Lebens“, die vorläufig noch von den „Rechten“ sabotiert wird.

Tatsächlich ist Falk Richter das böse, weinerliche, mit Subventionsgeld gewindelte Kind eines dementen Kulturbetriebs als Spiegelbild der Gesellschaft.