© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

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Kirche: Pfarrer wünscht sich mehr Rockmusik

FRANKFURT/MAIN. „Eine Volkskirche, die die Musik des Volkes nicht spielt, ist keine Volkskirche.“ Davon ist der Referent für missionarisches Handeln und geistliche Gemeindeentwicklung im Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Pfarrer Klaus Douglass, überzeugt. Wie er bei der Veranstaltung „Rock my Church“ am 16. Februar vor 120 Besuchern in Frankfurt am Main sagte, ist die Kirche mit ihrer von Orgelmusik und Klassik geprägten Musik in dieser Hinsicht „nur Kirche für einen Teil des Volkes“. Douglass: „Die Kirche kann mit Klassik allein viele Menschen nicht abholen und prägen.“ Er verwies auf aktuelle Statistiken aus der Musikindustrie. Rock- und Popmusik würden von rund 60 Prozent aller Deutschen regelmäßig gehört, gefolgt von House-, Techno- und Hiphop-Musik mit 15 bis 20 Prozent. Traditionelle Volksmusik hörten rund 10 bis 15 Prozent aller Deutschen, Jazz zwei Prozent sowie Klassik weniger als fünf Prozent. Orgelmusik werde heute als eigenständige Rubrik nicht einmal mehr aufgeführt. Rockmusik drücke ein Lebensgefühl aus, so Douglass weiter, das neben Beschwingtheit, Lebensfreude und Freiheitswille immer auch „eine fast verzweifelte Sehnsucht nach Anbetung“ widerspiegele. Er führte als Beispiel ein Konzert der Musikgruppe Coldplay 2017 im brasilianischen Sao Paulo an. Die Aufzeichnung bei Youtube zeige, wie Zuhörer lachten und weinten, ihre Hände erhoben, die Dunkelheit mit ihren Handys erleuchteten und mitsangen. Douglass: „Das ist Religion pur.“ Ziel müsse es sein, als Kirche solche jungen Menschen in ihrer religiösen Sehnsucht abzuholen. Um das zu erreichen, bedürfe es konkreter Veränderungsschritte. So könnten in der Kirche ausscheidende klassisch ausgebildete Kirchenmusiker durch Popkantoren ersetzt werden, bis zumindest ein Gleichstand zwischen klassischen und modernen Kirchenmusikern erreicht sei. Zudem müsse es mehr Gottesdienste geben, die sich an den kulturellen Vorlieben jüngerer Menschen orientierten. Den Einwand, daß eine Umstellung auf Popmusik die Kirche spalten werde, ließ er nicht gelten: „Wir haben doch schon jetzt eine Gemeindespaltung – zwischen denen, die kommen, und denen, die zu Hause bleiben.“ (idea/JF)





Sechs Millionen Euro für Beethoven-Jubiläum

BERLIN. Zum Beethoven-Gedenkjahr 2020 anläßlich des 250. Geburtstages des Komponisten will der Bund bis zu sechs Millionen Euro für kulturelle Projekte und Veranstaltungen bereitstellen. Das teilte Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Montag dieser Woche mit. Das Jubiläumsprogramm werde Beethoven-Erlebnisse „weit über kulturelle Grenzen hinweg bieten“. (tha)