© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Blick in die Medien
Liebt die ARD!
Tobias Dahlbrügge

Sind Sie auch gegen die Zwangsgebühren der staatlichen Sendeanstalten? Halt, das dürfen Sie so nicht sehen! Schon die Wortwahl ist falsch: Die Sender kassieren nicht acht Milliarden Euro im Jahr, sondern sie „ermöglichen“ den Zuschauern einen „Kulturgewinn“. So und ähnlich will man es uns demnächst wohl öfter erzählen.

Die ARD hat das „Berkeley International Framing Institute“ der Sprachforscherin Elisa­beth Wehling mit einer Expertise darüber beauftragt, wie man die Deutschen dazu bringen kann, den Rundfunkbeitrag mit Wonne zu bezahlen. 

Heraus kam eine 90seitige Kommunikationsanleitung für den internen Gebrauch, die neue Sprachregeln für die Mitarbeiter formuliert. Das Wichtigste ist das richtige „Framing“ (englisch Frame = Rahmen), die Vorgabe eines sprachlichen Rahmens. 

Herausgekommen sind Sprachvorgaben zur Beeinflussung der Zuschauer.

Oberste Prämisse dabei: Die Kommunikation nach außen solle „immer in Form von moralischen Argumenten“ erfolgen. Um Gottes Willen sollen die Verantwortlichen nicht von „Konsumenten“ sprechen (stattdessen: Mitbürger). Persönliche Rührstorys sollen für Sympathie sorgen: „Sagen Sie, daß Sie mit der Sendung mit der Maus und dem Sandmännchen aufgewachsen sind. (…) Das macht Sie und die ARD nahbar und authentisch.“ Statt des trockenen Begriffes „öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ solle man lieber vom wolkigen „gemeinwohlorientierten Rundfunk“ reden. Sogar einige Slogans werden vorgeschlagen, wie „Kein entdemokratisiertes Rundfunksystem!“ 

Hieß es nicht mal, die mündigen Bürger sollen sich selbst ihre Meinung bilden? Das Papier ist eine Anweisung zur gezielten Beeinflussung der Bürger. Problematisch ist auch, daß die private Konkurrenz gezielt durch Negativbegriffe –„profitorientiert“, „für das Massenpublikum“ – abgewertet wird. Gehört das zum Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks?