© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Frisch gepresst

1968. Michael Leys „Hitlers Kinder. Die Generation der Achtundsechziger. Eine Streitschrift“ (Basilisken-Presse 2018) erfährt nun eine Replik von Rolf Stolz. In seinem Vorwort beklagt er „die Totalentsorgung der sehr komplexen Impulse des Jahres 1968“. Davon kann jedoch kaum die Rede sein. Man erinnere sich allein an die Überproduktion von 68er-Büchern im Jubiläumsjahr. Alan Posener als Kronzeugen der antiautoritären Bewegung zu bemühen, die angeblich die „Kategorien rechts und links überwinden wollte zugunsten der Unterscheidung zwischen frei und unfrei“, ist mehr als gewagt. Auch die „eindeutige Abgrenzung vom Antisemitismus und eine klare Solidarität mit Israel“ kann kaum für den SDS und seine Ausflüge in palästinensische Terrorcamps gelten. Und natürlich war der „Marsch durch die Institutionen“ höchst erfolgreich, die BRD ist heute der Staat der 68er! Hitlers mißratene Enkel verwandelten innerhalb weniger Jahre ein funktionierendes Staatswesen in eine immer aggressiver agierende Gesellschaft. Die Herren Fischer und Cohn-Bendit sind keine „Renegaten“, sondern Vollender einer hedonistischen Lebenswelt, die in lächerlicher Selbstüberschätzung – auch hier dem NS ähnelnd – den Rest der Welt belehren wollten, aber der Rückkehr der Dämonen den Weg bereiteten. (W.O.)

Rolf Stolz: Generation 1968 – Nachgeburt von 1933? Basilisken-Presse im Verlag Natur & Text, Marburg an der Lahn 2018, broschiert, 76 Seiten, 15 Euro





Wutbürger. Der Journalist Markus Gärtner kehrte 2014 nach langjähriger Tätigkeit als Korrespondent aus Asien (für ARD, Welt oder Handelsblatt) und Nordamerika in seine Heimat zurück. Seine Eindrücke aus Merkels „Hippiestaat“ (Anthony Glees) verstören ihn seitdem nachhaltig, wie er nun offenbart. Für ihn fährt Deutschland eine „ideologisch verbissene und moralisch verwahrloste Elite ganz bewußt gegen die Wand“. Von Pegida, dem Frauenbündnis Kandel oder Hamburger „Merkel muß weg“-Demo abgesehen, ist es hierzulande dennoch recht ruhig geblieben. Doch Gärtner ist sich sicher, „es riecht nach Rebellion“, der „offene Widerstand nimmt nicht nur an Intensität, sondern auch in der Breite zu“. Doch selbst wenn ein „wirtschaftlicher Orkan“ die Lage noch weiter zuspitzen sollte, sei das konkrete Wann der Revolte nur „schwer abzusehen“. (bä)

Markus Gärtner: Das Ende der Herrlichkeit. Warum der viel gescholtene „deutsche Michel“ bereits die Heugabeln wetzt. Kopp Verlag, Rottenburg 2018, gebunden, 269 Seiten, 19,99 Euro