© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 09/19 / 22. Februar 2019

Haltungsnote
Geschmackloser PR-Gag
Gil Barkei

Die Merchandising-ähnliche Verwertung von südamerikanischen Drogenbaronen macht es vor, wie Musik-, Film- und Modeindustrie sich ein Stück vom Kuchen der organisierten Kriminalität abschneiden können. 

Die Macher des Modeblogs „Dandy Diary“, David Karl Roth und Carl Jakob Haupt, sind nun ebenfalls auf den Zug gesprungen und haben einen Stadtplan entwickelt, mit dem Touristen die Welt der arabisch-kurdischen Clans in der Hauptstadt erkunden können: von den Villen der Bosse über betriebene Restaurants bis zu den Lieblings-Shisha-Bars der bekanntesten Akteure. Sie wollten die Clanchefs „in einem positiven, knalligen Gewand auf einer poppigen Karte zeigen“, rechtfertigt Roth die Aktion gegenüber der FAZ. Die Opfer würden unter Kriminellen leiden, nicht unter einer bunten Skizze. Nun könnte man dem selbsternannten Dandy-Duo positiv gestimmt zuschreiben, den popkulturellen Hype um die Clans mit Serien wie „4 Blocks“ oder mit ins Milieu verstrickten, erfolgreichen Hip-Hoppern nur karikieren zu wollen, doch Kritiker des Stadtplans wie Neuköllns Bürgermeister Martin Hikel (SPD) vermissen zu Recht eine klare ablehnende Haltung bei dem Projekt. Er spricht daher von einem geschmacklosen „PR-Gag“.