© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/19 / 01. März 2019

EU beschließt irrwitzige CO2-Grenzwerte für Lkws und Busse
Unbezahlbare Illusionen
Jörg Fischer

Nach den Dieselfahrverboten und den kommenden CO2-Strafen für Pkws mit Diesel- und Benzinmotoren (JF 43/18) will Brüssel nun die Transportbranche an die Kandare nehmen: EU-Kommission und -Parlament sowie Mitgliedsstaaten (Trilog) haben vorige Woche gemeinsam beschlossen, daß neue Lkws und Busse bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 30 Prozent senken müssen. Bis 2025 müssen es 15 Prozent weniger sein.

Diese Vorgaben „tragen der technischen und wirtschaftlichen Realität des Nutzfahrzeugsegments zuwenig Rechnung“, entgegnet verschwurbelt Bernhard Mattes, Präsident des deutschen Autoindustrieverbands VDA. Alternative Antriebe seien „für den schweren Langstreckenverkehr noch nicht in der Breite marktfähig“. Aus Managersprech ins Deutsche übersetzt heißt das: Die irrwitzigen Grenzwerte sind nicht oder nur mit Mogelei einzuhalten. Im Werks-, Kurzstrecken- und Auslieferungsverkehr oder auf Flughäfen sind elektrische oder Wasserstoff-Lkws und Busse sicher sinnvoll. Und diese werden bei den CO2-Flottenreduktionszielen auch angerechnet. Aber im Fern- und Schwerlastverkehr sind das unbezahlbare Illusionen à la Tesla & Co.: Laut einer Berechnung der Carnegie Mellon University in Pittsburgh benötigt ein E-Lkw für 600 Meilen (966 Kilometer) eine mindestens 16 Tonnen schwere Batterie – bei um die 25 Tonnen Nutzlast.

Um den EU-Milliardenstrafen zu entgehen, bliebe nur der teure Hybrid-Lkw (Diesel- plus E-Antrieb) und die Ausrüstung von Autobahnen mit Oberleitungen (JF 24/17). Bei Stadtbussen hat die Technik schon vor 90 Jahren funktioniert. Und wer wirklich den CO2-Ausstoß mindern will, müßte aber ein ganz anderes Elektrifizierungsprogramm starten: Von dem auf 38.500 Kilometer geschrupften deutschen Bahnnetz sind weniger als 21.000 Kilometer elektrifiziert.

Lkw-Studie der Carnegie Mellon University:  pubs.acs.org/