© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/19 / 01. März 2019

Meldungen

Digitalisierung: Warnung vor Smartphone-Sucht

BERLIN.  Vor den Folgen der Digitalisierung hat die Münchner Literaturwissenschaftlerin Daniela Otto gewarnt. Die Gesellschaft sei mittlerweile zu einer Ablenkungsgesellschaft geworden, sagte sie in einem Interview mit Welt online (23. Februar): „Wir haben mit der Digitalisierung die Hektik in unser Leben gelassen, haben die Ruhe aus unseren Seelen gerissen. Das wieder zu ändern ist eine der wohl wichtigsten Aufgaben unserer Zeit.“ Durch die häufige Nutzung des Smartphones sei der Mensch in ständiger innerer Alarmbereitschaft. Der Blick für das Wesentliche ginge verloren: „Viele halten es mit sich selbst nicht mehr aus.“ Ein Raum der Stille, in dem man sich selbst begegne, sei kaum noch bekannt: „Dieses nachhaltige Glück, das aus tiefster innerer Ruhe kommt, das verlieren wir.“ Durch das viele Online-Lesen springe man permanent hin und her: „Wir sind es schlichtweg nicht mehr gewohnt, lange fokussiert bei einer Sache zu bleiben.“ Sogar ihre Literaturstudenten täten sich inzwischen schwer mit langen Fließtexten. Viele Menschen sind Daniela Otto zufolge nicht mehr Herr über ihr Smartphone, sondern sein Knecht geworden. Das bedeute einen massiven Freiheitsverlust. Die „reine Oberflächlichkeit“ in den digitalen Medien trage nicht: „Bedürfnis nach echter Nähe wird durch digitale Medien nie ganz aufgehoben werden.“ Es gebe eine Abhängigkeit von der Zuwendung durch andere in den Netzwerken: „Am Ende wollen alle nur Applaus.“ Dadurch könne eine Handysucht entstehen: „Ich poste eine Story, hundert Leute finden die toll – es wird in meinem Gehirn Dopamin ausgeschüttet, und das fühlt sich gut an. Das Ergebnis ist, daß ich das wieder und wieder haben möchte.“ Sie rief dazu auf, die Kommunikationshoheit zu behalten oder sie zurückzugewinnen, wenn man sie bereits verloren habe. (idea/JF)





Ausstellung zu Günter Kunert als Bildkünstler

HANNOVER. Das Wilhelm- Busch-Museum in Hannover würdigt den Schriftsteller Günter Kunert anläßlich seines 90. Geburtstages (6. März) in einer neuen Ausstellung als Bildkünstler. Der gebürtige Berliner gilt nach Museumsangaben als „einer der wichtigsten Lyriker und Erzähler der Gegenwart“, sei aber als Maler, Bildhauer, Zeichner und Grafiker nur wenigen bekannt. Kunerts „oft groteske Bilder, sein Hang zu Ironie, Satire und Kritik“ ließen ihn einen Stil finden, den er selbst als „komischen Realismus“ bezeichnete. 2012 habe er sein bildkünstlerisches Werk dem Museum Wilhelm Busch geschenkt. Dabei handele es sich um knapp 700 Arbeiten, darunter Zeichnungen, Aquarelle, Fotografien und Ölbilder. Die Ausstellung einer kleinen Auswahl davon ist bis zum 5. Mai zu sehen. (tha)

 www.karikatur-museum.de