© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 10/19 / 01. März 2019

Wer überprüft die Fremddienstleister?
Debatte um „Framing“ bei der ARD: Die Kritik an dem Sprach-Institut wie an den Anstalten wächst
Christian Schreiber

Daß die ARD der dubiosen Sprachwissenschaftlerin Elisabeth Wehling 120.000 Euro für ein „Framing“-Handbuch zahlte, hat ein starkes Negativecho hervorgerufen. Wehlings „Berkeley International Framing Institute“ steht in keiner Verbindung zu der renommierten amerikanischen Universität Berkeley. Anscheinend nahm man das beim Auftraggeber aber an, da sich MDR-Sprecher Walter Kehr in einem Interview wörtlich auf Wehlings „Institut in Kalifornien“ bezog.

Mutmaßlich handelt es sich um eine Ein-Personen-Show ohne Mitarbeiter, auf der Netzseite www.framinginstitute.org fehlt ein ordentliches Impressum. Zudem sind die wissenschaftlichen Standards des ARD-Gutachtens fragwürdig. Professor Jörg Matthes, Chef des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, hält es für „wissenschaftlich nicht haltbar“. Es enthalte keine empirischen Belege oder neurowissenschaftlichen Befunde. Matthes nennt das Manual „eine Inszenierung von Wissenschaftlichkeit“ und kommt zu dem Schluß: „Selbst wenn man die Empfehlungen umsetzen würde, hätte das keinen oder höchstens minimalen Erfolg.“ 

Wehlings Fachpublikation „Moral Cognition and Communication“, die sie laut ihrer Netzseite herausgibt, ist zudem der Kritik ausgesetzt, kein seriöses Wissenschaftsjournal, sondern eher ein Geschäftsmodell zu sein, bei dem die Autoren Veröffentlichungsgebühren bezahlen. Aber auch die „Framing“-Methode selbst – eine Werbekommunikationsstrategie aus den 1960er Jahren – ist höchst umstritten. Die Politologin Heidrun Kämper vom Institut für Deutsche Sprache in Mannheim sagte dem Tagesspiegel: „Aus Sicht der professionellen Linguistik wurde hier viel Wind um ein lange bekanntes Phänomen gemacht.“ Wie die Bild berichtet, hat Wehling 2018 beim ZDF ebenfalls ein Vortragshonorar in unbekannter Höhe kassiert. Der Sender bestätigte, daß die Kognitionsforscherin auf einer Chefredaktionssitzung ihre „Forschungsergebnisse“ präsentieren durfte und dafür eine „Aufwandsentschädigung“ bekam.

Die Debatte wirft die Frage auf, ob es bei den personell und finanziell üppig ausgestatteten Anstalten denn niemanden gibt, der die Seriosität und Reputation von hoch bezahlten Fremddienstleistern kontrolliert.