© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 11/19 / 08. März 2019

Billy Six vor Kammer für politische Häftlinge angeklagt
Ein Journalist wird verhöhnt
Martina Meckelein

Nichts kann wohl besser das verlorene Vertrauen in die erschütternd geringe Unterstützung einer deutschen Bundesbehörde verdeutlichen als das stundenlange Verharren der Eltern von Billy Six vor dem Auswärtigen Amt. Nur um einen Eingangsstempel für eine E-Mail zu erlangen.

Seit November vorigen Jahres Jahr sitzt unser Kollege in Venezuela in Haft. Eine Einzelzelle. Kontakt zur Außenwelt hat er nur über seinen Anwalt und seltene – bisher waren es zwei – Besuche deutscher Botschaftsmitarbeiter. Hatte ihn das Regime erst vor einem Militärgericht angeklagt, schien es sich der Verurteilung eines Journalisten, der ausschließlich seiner Berufung nachkommt, nicht mehr sicher. 

Deshalb läßt die sozialistische Regierung Billy Six jetzt vor einer speziellen, nur für politische Häftlinge zuständigen Zivilkammer anklagen. Billys Eltern warnen davor, daß dies ein Schauprozeß werden könnte. Einer der Anklagepunkte lautet auf Vaterlandsverrat. Das ist nicht dumm, das ist eine Verhöhnung!

Das jegliche Empathie und auch stärkeren Einsatz vermissen lassende Auswärtige Amt, die anfangs nur sporadische, dann aber fast ausnahmslos tendenziöse Berichterstattung deutscher Medien, all das läßt nur eine Schlußfolgerung zu: Nicht nur in Venezuela, auch in Deutschland wird sie verhöhnt – die Pressefreiheit.