© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/19 / 15. März 2019

Fußballbundestrainer Löw sortiert drei Weltmeister aus
Eine Frage des Stils
Christian Schreiber

Keine Frage: Jedem, der sich mit der Zukunft des deutschen Fußballs beschäftigt, war klar, daß nach dem desaströsen Abschneiden bei der WM ein Umbruch fällig sein wird. Die Art und Weise wie ihn Bundestrainer Joachim Löw nun vollzogen hat, ist aberwitzig und beschämend. Wenige Tage vor dem für Bayern München so wichtigen Champions League-Spiel gegen den FC Liverpool hat er mit Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng drei Weltmeister von 2014 – um es in der Fußballersprache auszudrücken – regelrecht „rasiert“.

 An den Stammtischen der Republik wird seitdem leidenschaftlich über das Für und Wider debattiert. Sicher ist, daß alle drei Akteure über einen längeren Zeitraum nicht mehr in Top-Form waren. Müller mangelte es an Torgefahr, Hummels an Schnelligkeit, und Boateng war öfter beim Arzt als in der Mannschaftskabine. 

Dennoch verblüfft die Endgültigkeit, mit der Löw seine Entscheidung getroffen hat. Zwischen Tür und Angel bei einem Kurzgespräch hat er die internationale Karriere dreier Leistungsträger beendet. Die im übrigen maßgeblich dafür verantwortlich waren, daß Löw 2014 den einzigen großen Titel seiner Trainerkarriere feiern konnte. Für einen Verband wie den DFB, der nach außen hin stets Werte wie Toleranz und Respekt predigt, ist dies ein Armutszeugnis. Zumal die Verbandsspitze zum Vorgehen ihres Angestellten schweigt.