© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 12/19 / 15. März 2019

CD-Kritik: Diana Damrau, Jonas Kaufmann
Lieferhelden
Jens Knorr

Ein Starsopran, ein Startenor; ein Starbegleiter – wer wollte sich von drei solchen nicht beliefern lassen!? Auf ihrer Tournee mit den 46 Liedern aus dem „Italienischen Liederbuch“ in der Übertragung von Paul Heyse, die Hugo Wolf vertont hat, haben Diana Damrau, Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch im Februar 2018 in der Philharmonie Essen Station gemacht.

Zu sehr scheinen Sängerin und Sänger ihre Performance auf die räumliche Dimension des Alfried-Krupp-Saals ausgerichtet zu haben, zuwenig auf die poetischen Dimensionen der Lieder. Sie und er suchen in den „Rispetti“ nicht die großen und kleinen Geschichten, offenen und versteckten Botschaften aus Wolfs Sehnsuchtsitalien auf; sie verengen alles Geschehen der zu diesem Zwecke gruppierten Lieder zu Geschichtchen zweier Dolce-Vita-Sternchen. Sie verwechseln musikalischen Affekt mit theatralischem Effekt, agieren nicht mit musikalischen, sondern chargieren mit außermusikalischen Mitteln.

Damrau singt irritierend unfokussiert, in der Höhe flackrig. Kaufmann mag vielen vieles sein und manchem alles: ein Liedsänger ist er nicht. Ohne Geheimnis sein flaches Piano, ohne Offenbarung sein enges Forte. Helmut Deutsch hat den Klavierpart fein auskultiert und gibt den Liedern Gesicht und Gewicht.

Die gelieferte Ware ist zum alsbaldigen Verbrauch bestimmt.

Hugo Wolf Italienisches Liederbuch Erato 2019  www.warnerclassics.de