© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Brexit-Chaos
London mehr Zeit geben
Markus Brandtstetter

Die Frist für den Brexit läuft am 29. März ab. Nach den jüngsten Abstimmungsniederlagen der Premierministerin ist klar: Bis dahin wird es keinen geordneten Brexit im Rahmen eines Vertrages geben, sondern nacktes Chaos und einen Austritt ohne Vertrag. Dies mag EU-Gegner auf beiden Seiten des Ärmelkanals erfreuen, aber jede Häme wäre verfehlt. Ein Brexit ohne Vertrag würde allen schaden: Großbritannien und Irland ebenso wie der EU und insbesondere Deutschland. Großbritannien ist – vor den USA und China – der größte Exportmarkt für die deutschen Fahrzeughersteller. Jedes siebte in Deutschland produzierte Auto geht ins Vereinigte Königreich, allein 2017 waren es 750.000. Ein vertragloser Brexit würde die deutsche Autoindustrie also empfindlich beeinträchtigen.

Deshalb muß die EU Großbritannien jetzt mehr Zeit geben, den Brexit zu einem geordneten Abschluß zu bringen. Mehr Zeit bedeutet: drei Monate. Aber nicht drei Jahre, wie manche sich das jetzt wünschen und darauf hoffen, daß am Schluß vom Brexit nichts übrigbleibt. Binnen drei Monaten könnten die Briten weder Neuwahlen noch eine zweite Volksabstimmung abhalten, was Brexit-Gegnern natürlich sehr gelegen käme. Aber Theresa May hätte Zeit genug, ihr Haus in Ordnung zu bringen und in Einzelabstimmungen über die wichtigsten Punkte einen vernünftigen Austrittsvertrag zustande zu bringen.