© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 13/19 / 22. März 2019

Frisch gepresst

Erweckung. Stell’ Dir vor, Du bekommst jeden Monat 1.000 Euro – ein Jahr lang – einfach so. Das klingt nicht nur nach Werbung für eine Lotterie, das ist es auch. Vor fünf Jahren startete Michael Bohmeyer die Initiative „Mein Grundeinkommen“. Mittlerweile wurde das „bedingungsloses Grundeinkommen“ rund 300 mal ausgezahlt. Der Verein kann sich das leisten, drei Millionen Euro sammelt er jährlich ein. Simpel, doch für Bohmeyer ein „weltweit einzigartiges Experiment“ und der Weg zu einem Utopia. Gemeinsam mit Claudia Cornelsen, Assistentin des bekannten Grundeinkommens-Verfechters Götz Werner, reiste er quer durch Deutschland, im Gespräch mit Gewinnern. Dabei wollen die Autoren ein „Grundeinkommensgefühl“ ausgemacht haben. Unfreiwillig komisch wird das Buch, als das Paar bei seiner Reise auf Freddy, den AfD-Wähler trifft („Deutschland hat keinen Friedensvertrag“). Über mehrere Seiten mußten sie den Schock verarbeiten. Zum Glück ist da noch Olga, deren Hauterkrankung sich dank Grundeinkommen gebessert habe. Und die nun politisch aktiv geworden sei. So habe sie ihrem Nachbarn, einem AfD-Anhänger, gründlich die Meinung gesagt. „Das Grundeinkommen hat mich stärker gemacht.“ Andere Menschen krempeln die eigenen Verhältnisse nach überstandener Krankheit oder ähnlichem um. Manche schreiben danach auch Erweckungsbücher und Ratgeber. Die klingen dann so ähnlich. (FA)

Michael Bohmeyer, Claudia Cornelsen: Was würdest Du tun? Wie uns das bedingungslose Grundeinkommen verändert. Econ Verlag, Berlin 2019, broschiert, 285 Seiten, 16 Euro





Tagehefte. Im vierten und aktuellen Band seiner „Tagehefte“ (1. Januar 2017–31. Dezember 2018) hält Rolf Stolz Stimmungen,  Beobachtungen und Reflexionen fest. So notiert der Autor am 19. Juli 2017: „Bewußt diskriminieren: Das Beste als das Wichtigste auf Platz eins setzen“, während er am 4. Oktober zu der Erkenntnis gelangt: „Daß die Ehrlosen das Wort Ehre verschwinden lassen wollen und mit ihm ihre Ehrlosigkeit – wen sollte es verwundern?“ Sehr schön auch: „Die Strafe ist das gute Recht des Bestraften. Er hat einen Anspruch auf die ihn erziehende Antwort“ (25. Januar 2018) oder „Wie kannst Du Dein Volk verraten, ohne Dich selbst zu verraten?“ (3. Juni 2018). (WO)

Rolf Stolz: Tagehefte. Heft Vier. Edition Bärenklau, Oberkrämer-Bärenklau 2019, broschiert, 154 Seiten, 16,90 Euro