© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

Grüße aus Podgorica
Der große Unterschied
Björn Harms

Ankunft in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica, Donnerstag, 18 Uhr. Vier Berliner steigen leicht ermüdet aus dem Flugzeug und lassen den übersichtlichen Flughafen schnellen Schritts hinter sich. Die Mietwagenstation mit dem Fahrzeug für den Urlaub ist schnell gefunden. 

Schon die Einfahrt in die 180.000-Einwohner-Stadt beweist: Eine Erkundungstour der Sehenswürdigkeiten von Podgoritz, so der deutsche Name, fällt deutlich hinter die landschaftlichen Schönheiten Montenegros zurück. Rund 70 alliierte Luftangriffe zerstörten die Stadt während des Zweiten Weltkriegs beinahe vollständig. Heutzutage dominieren sozialistische Plattenbauten die Umgebung.

Für den ersten Abend der zehntätigen Reise quer durch das Land der schwarzen Berge wird einvernehmlich Ruhe verordnet. Schließlich steht am nächsten Morgen die erste Wanderung am Skutarisee an, dem größten See der Balkanhalbinsel, 25 Kilometer vor den Toren der Hauptstadt.

„Auf 1.700 Metern Höhe zeigt sich Montenegro in seiner ganzen Pracht.“

Ein Begrüßungsbier darf es dann aber doch sein, wird bei Ankunft im Quartier beschlossen. Die Urlaubsvorfreude obsiegt. Einer der Anwesenden fragt nach kurzer Zeit fast beiläufig, ob man nicht mal „nachschauen wolle, ob hier auch unter der Woche was los ist“. Der für den morgigen Tag auserkorene Fahrer verdreht die Augen. 

Zwei Stunden später stehen wir in der rappelvollen Bar „Berlin“ im Zentrum der Stadt. Montenegrinische Live-Musik schallt von der Bühne. Einheimische fragen in fließendem Englisch neugierig, wo man denn herkomme und reichen unaufgefordert Rakija, einen hiesigen Obstbrand. Ein Bild, das sich die nächsten Tage verstärkt: Die Montenegriner freuen sich über jeden einzelnen, der ihr Land besucht und begegnen einem mit herzlicher Gastfreundschaft. An vielen Ecken wird gebaut, das Land befindet sich im Aufbruch. 

Nachdem wir zwei Tage später die traumhafte Adriaküste bei Bud-va passiert haben und anschließend die zwischen Bergketten eingerahmte Altstadt von Kotor bewundern durften, ist es Zeit, das Nationaldenkmal zu besuchen. Der Aufstieg zum Mausoleum des größten montenegrinischen Herrschers und Dichters Petar II. (1813 –1851) stellt die Krönung des Besuchs im Nationalpark Lovcen dar. Die Saison hat noch nicht begonnen, wir sind die einzigen Touristen, die die verschneiten 461 Stufen nach oben auf sich nehmen. Dann ist es geschafft: Auf 1.700 Metern Höhe zeigt sich Montenegro in seiner ganzen Pracht.