© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

Zeitschriftenkritik: Cato
Die Einheit von Chaos und Ordnung
Thorsten Thaler

Mit einer publizistischen Sensation wartet die soeben erschienene aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Cato auf. Der mit seinen Vorträgen, Youtube-Videos und Büchern wie „12 Rules for Life. Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt“ zum konservativen Medienstar avancierte kanadische Psychologe und Kulturkritiker Jordan B. Peterson (JF 11/19) schreibt für das zweimonatliche „Magazin für Neue Sachlichkeit“ (Untertitel) fortan regelmäßig und exklusiv eine Kolumne. Cato-Chefredakteur Andreas Lombard hält ihn für einen „Propheten der menschlichen Natur“. Peterson verstehe Chaos, das einen kreativen Moment ins Leben liefere, und Ordnung als eine Einheit. Es sei anstrengend, die Spannung zwischen den beiden Polen auszuhalten, „aber sie ist gut für uns, denn sie bringt uns voran“, schreibt Lombard und zitiert Peterson: „Das Gelingen des Lebens winkt uns, wenn wir die natürliche Komplementarität von Mann und Frau ebenso respektieren wie die von Chaos und Ordnung.“

In seiner ersten Kolumne widmet sich der einflußreiche Ratgeber Peterson dem „Nachteil des Nichtverheiratseins“. Den Sinn der Ehe erklärt er so: „Wenn Sie niemanden haben, der nicht weglaufen kann, haben Sie auch niemanden, dem Sie die Wahrheit sagen können.“ Wer sich nicht unauflöslich mit jemand anderem verbinde, werde bestimmte Dinge niemals lernen, weil er der Konfrontation mit sich selber immer wieder ausweichen könne. Peterson: „Solange Sie die Freiheit behalten, jederzeit zu gehen, können Sie einander nicht die Wahrheit sagen.“

Ebenfalls mit neuen Kolumnen im Heft vertreten sind seit dieser Cato-Nummer die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL), Mechthild Löhr, sowie der langjährige ehemalige Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus.

In seinen kritischen Anmerkungen zum hundertjährigen Bauhaus-Jubiläum fragt sich der Architekt und Stadtplaner Léon Krier, was genau gewürdigt werde. „Die revolutionäre Rhetorik und die missionarischen Ambitionen des Bauhauses stehen in grellem Kontrast zur Dürftigkeit seiner künstlerischen Gebärden, seiner architektonischen Formenarmut, seines städtebaulichen Schematismus.“ Der Nachlaß des Bauhauses mache eine „klägliche Figur“.

Weitere lesenwerte Beiträge in Cato befassen sich mit der amerikanischen Außenpolitik unter Donald Trump und ihrer Rückkehr zur isolationistischen Tradition (Martin van Creveld), mit Ungarns Regierungschef Viktor Orbán und dem Widerstand seines Landes gegen Brüsseler Bevormundung und Gleichmacherei (Lee Walter Congdon) sowie mit dem deutsch-französischen Verhältnis, das dadurch gekennzeichnet sei, daß Frankreich nach wie vor hegemoniale Ziele verfolge, während Berliner Außenpolitiker es „anscheinend verlernt [haben], die nationalen Interessen Deutschlands angemessen zu artikulieren und zu vertreten“ (Hans-Christof Kraus).

Kontakt: Cato Verlag GmbH, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin, Tel.: 030 / 81 09 67 80. Das Einzelheft kostet 12 Euro, ein Jahresabonnement 65 Euro.

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