© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

CD-Kritik: TÝR – Hel
Wider den Zeitgeist
Jörg Fischer

Wie lassen sich Grüne ärgern? Freitags die Greta-Demos schwänzen? Mit einem sechszylindrigen Ami-Van zum Metalfestival fahren? Eigentlich reicht es heute schon, sich das neue Viking-Metal-Juwel „Hel“ von TÝR zu kaufen. So erwirbt man 70 Minuten epischen Schwermetall, unterteilt in 13 gitarrenorientierte Kleinode, die sich im Ohr festsetzen. Wie auf den acht Vorgängeralben ragen die färöischen Stücke – „Ragnars kvæði“ und die Hymne „Álvur kongur“ – heraus. Einzig geniale TÝR-Interpretationen von Klassikern wie Iron Maidens „Where Eagles Dare“ (auf „Valkyrja“, 2013) oder Rainbows „Stargazer“ (auf „The Lay Of Thrym“, 2011) fehlen jedoch auf „Hel“.

Leider ist unsicher, ob die Deutschland-Tour im April – anders als 2018 die US-Visite mit den Israelis Orphaned Land – störungsfrei stattfinden kann. Nicht weil Gitarrist Attila Vörös und Schlagzeuger Tadeusz Rieckmann aus dem stolzen Ungarn stammen, sondern weil Sänger Heri Joensen Waljäger ist. Daß diese Tradition des 50.000köpfigen Nordvolkes auf den rauhen Färöer-Inseln die Grindwale ausrottet, glauben Grünengläubige. Deren Aktivisten drängten 2016 Veranstalter in Berlin, Hamburg, Weinheim und Köln zu einem Bühnenverbot. Ihre Kollegen in Dänemark, England, Polen, der Tschechei oder der Schweiz knickten hingegen nicht ein.

TÝR Hel Metal Blade 2019  www.tyr.fo