© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

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Organspende: Kritik an Widerspruchslösung

BERLIN. Eine Gruppe von zehn Bundestagsabgeordneten um den CDU-Parlamentarier Heribert Hirte protestiert gegen den Plan von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), bei der Organspende die sogenannte Widerspruchslösung einzuführen. Danach würde zunächst jeder als Organspender gelten – es sei denn, er selbst oder Angehörige widersprechen. Derzeit ist eine Entnahme nur möglich, wenn eine Zustimmung vorliegt. Zu der geplanten Änderung heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der zehn Abgeordneten, sie führe in die falsche Richtung. „Die Regelung weckt Ängste und senkt das Vertrauen in die Organspende.“ Die Selbstbestimmung über den eigenen Körper sei ein zentrales Element menschlicher Würde. Die Organspende nach dem Tod müsse deshalb eine bewußte und freiwillige Entscheidung des Spenders sein und dürfe nicht durch den Staat erzwungen werden. Stattdessen schlagen die Abgeordneten vor, ein bundesweites Online-Register für Erklärungen zur Organ- und Gewebespende einzurichten. So solle eine Registrierungsmöglichkeit geschaffen werden, die einfach und sicher erreichbar sei und gleichzeitig den Krankenhäusern im Bedarfsfall einen Zugriff gewähre. Die Bürger sollten unter anderem von Hausärzten über das Register und die Folgen einer Eintragung informiert werden. Wer sich nicht eintragen lasse, werde auch nicht als Organspender geführt. Zu der Gruppe gehören neben Hirte die Abgeordneten Karin Maag (CDU), Stephan Pilsinger (CSU), Hilde Mattheis und Ulla Schmidt (beide SPD), Christine Aschenberg-Dugnus und Otto Fricke (beide FDP), Kathrin Vogler (Die Linke), Annalena Baerbock und Kirsten Kappert-Gonther (beide von den Grünen). Kritik an dem Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Spahn übte auch der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, der evangelische Theologieprofessor Peter Dabrock. In einem Interview mit dem Deutschlandradio sagte er, die Einführung einer Widerspruchslösung sei „unnötig und schädlich“. Sie werde die Zahl der Organspenden voraussichtlich nicht steigern, aber das Vertrauen der Bürger in das System der Organentnahme untergraben. (idea/JF)





Der Fall Relotius wird fürs Kino verfilmt

POTSDAM. Der Skandal um die Fälschungen des ehemaligen Spiegel-Journalisten Claas Relotius soll verfilmt werden. Die Produktionsfirma Ufa Fiction teilte in Potsdam mit, sie habe die Rechte an einem Buch von Juan Moreno erworben, das unter dem Titel „Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus“ im Herbst im Verlag Rowohlt Berlin erscheinen soll. Morenos Recherche hatte im vergangenen Jahr maßgeblich dazu beigetragen, den Fall aufzudecken. (tha)