© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 15/19 / 05. April 2019

Greifswalder Historiker plädiert für den Verzicht auf geschichtliche Namen
Überall Antisemiten und Kriegsverbrecher
(wm)

Peter Christian Wilhelm Beuth (1781–1853) verkörperte den Typ des reformfreudigen, innovativen Beamten, der als Initiator staatlicher Gewerbeförderung und des technischen Unterrichtswesens großen Anteil an Preußens Weg in die industrielle Moderne hatte. Nach ihm ist die Berliner Hochschule für Technik benannt. Da man nun von Beuth kritische Äußerungen im Umfeld der Diskussion über die 1812 gesetzlich verfügte „Judenemanzipation“ entdeckte, gilt der enge Mitarbeiter des Staatskanzlers Hardenberg als „Antisemit“, und die Hochschule steht vor einem Namenswechsel. Zu Recht, findet der Greifswalder Historiker Thomas Stamm-Kuhlmann (Deutsche Universitätszeitung, 2/2019). Belegten doch einige Texte Beuths „eindeutig“, daß er „Juden nicht wohlgesonnen“ gewesen sei. Wie das einzuordnen ist, fragt der unprofessionell auf „Eindeutigkeit“ von Quellen fixierte Biograph Friedrich Wilhelms III., des Königs der Reformära, vorsichtshalber nicht. Stattdessen plädiert SPD-Mitglied Stamm-Kuhlmann dafür, nach dem Vorbild der vom Namen Ernst Moritz Arndts „befreiten“ Uni Greifswald, der vor allem Napoleons Besatzungstruppen „nicht wohlgesonnen“ war, besser gleich ganz auf „historische Namen zu verzichten“, da man „bei fast allen historischen Figuren antisemitische Einstellungen und kriegsverbrecherische Taten findet“. 


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