© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/19 / 12. April 2019

Auf großer Einkaufstour
„Reporter ohne Grenzen“ warnen: China erweitert seinen Einflußbereich in der Medienbranche
Christian Schreiber

Ausländische Reporte haben es in China schwer uneingeschränkt über die Situation im Land zu berichten. Die Deutsche Welle hat erst gar keine Lizenz erhalten. „Katastrophale Zustände“ nennt die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ das. Gleichzeitig warnt der Verein davor, daß die chinesische Regierung massive Anstrengungen unternehme, Einfluß in westlichen Medien zu erlangen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG) steht China auf Platz 176 von 180 Ländern – noch schlechter ist die Lage nur in Syrien, Turkmenistan, Eritrea und Nordkorea.

Der Nachrichtensender Bloomberg hat herausgefunden, daß Peking in den vergangenen Jahren mehr als drei Milliarden Euro alleine in Europa in Medienbeteiligungen investiert habe. „Reporter ohne Grenzen“ erklärt dazu, „daß die gesamte Dimension bislang nur schwer abzuschätzen“ sei. Die Expansion stelle aber grundsätzlich „eine Bedrohung für Demokratien“ dar: „Propaganda chinesischer Machart tritt zunehmend mit Journalismus in Wettbewerb.“ Bisher hat China bereits Anteile an tschechischen Medienhäusern übernommen. Mittlerweile soll der chinesische Konzern Citic auch Interesse an dem populären tschechischen Privatfernsehsender Nova haben. 

Dahinter steckt eine langfristige Strategie. Im Rahmen dieser bauen Regierung und Kommunistische Partei ihre Auslandsmedien aus, kaufen Anteile an Medien in anderen Ländern und bilden Tausende Journalisten aus aller Welt zu prochinesischen Multiplikatoren aus. In der mexikanischen Grenzregion haben die Chinesen beispielsweise einen regionalen Rundfunksender übernommen, um von dort aus in die USA zu übertragen. „Um ihre totalitäre Vision handzahmer, aus Peking gelenkter Medien auch international durchzusetzen, sind der chinesischen Führung alle Mittel recht. Chinas Streben nach weltweiter medialer Dominanz ist eine konkrete Gefahr für demokratische Länder“, sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr.  

Der staatliche Fernsehsender China Global Television Network (CGTN) ist inzwischen in mindestens 140 Ländern zu empfangen und hat unlängst in London ein Büro mit 90 Mitarbeitern eröffnet. Gleichzeitig hat die chinesische Regierung in den vergangenen Jahren mehrere hundert afrikanische Journalisten ins Land eingeladen und einer monatelangen „Schulung“ unterzogen. „Sie haben Zeit, Geld und eine Strategie“, warnt Mihr.