© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/19 / 12. April 2019

„Aufarbeitung“ der unendlichen deutschen Kolonialgeschichte
Neue Milliardensummen
(ob)

Zuständig ist Jürgen Zimmerer an der Hamburger Universität für „Globalgeschichte“. In den Leitmedien bewegt er sich jedoch im engeren, geradezu germanozentrischen Rahmen – unter alleiniger Berücksichtigung der Kolonialgeschichte. Zimmerer versteht sich da weniger als Historiker denn als Anwalt der Opfer des „ersten deutschen Genozids“, begangen 1908 in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Im EKD-Sprachrohr Zeitzeichen, das die Februar-Ausgabe dem Schwarzen Kontinent widmet und seinem Herausgeber Heinrich Bedford-Strohm die Chance gibt, „mehr Afrika in Deutschland“ zu fordern, um das hiesige Leistungsdenken durch „Lebensfreude und ausstrahlende Spiritualität“ zurückzudrängen, trägt Zimmerer seine eher materialistische Sicht der deutsch-afrikanischen Beziehungen vor. Denn ohne deutsche Leistungsbereitschaft wären die bis zu 75 Milliarden Euro kaum aufzubringen, die die Herero und Nama von der Bundesregierung als Entschädigung für den „Völkermord der Truppen Kaiser Wilhelms II.“ an ihren Vorfahren fordern. Mit „glaubhaftem persönlichen Bedauern“, wie nun wieder von der Staatsministerin im Auswärtigen Amt Michelle Müntefering (SPD) geäußert, sei es längst nicht mehr getan. Teil der „Wiedergutmachung“ könne die Rückgabe kolonialer „Raubkunst“ sein, die demnächst vom Berliner Humboldtforum präsentiert wird. 


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