Nutztiere mit anderen Augen sehen, ihr Wesen und ihre Individualität entdecken. Das haben sich Fotokünstler zur Aufgabe gemacht, sei es durch verewigte Kühe auf einem Kalender oder aber, wie jetzt in Au bei Freiburg im Breisgau zu besichtigen, durch fotorealistische Hahnen- und Hühnerporträts von Frank Föckler. Hühner gleichen sich nicht wie ein Ei dem anderen. In malerischer Filigranarbeit dargestellt, blicken übergroß dargestellte Hühner einen an, jedes anders, fast möchte man meinen mit einem Augenzwinkern. Daß Tiere zeichnerisch dargestellt und mit menschlichen Eigenschaften versehen werden, ist bekannt und reicht bis hin zu Cartoons und Comics. Aber die realistische Darstellung einer individuellen Seele ist dann doch bemerkenswert anders und vor allem auch gelungen.
Mit fotorealistischen Hühnerporträts den Blick auf die Haus- und Nutztiere verändern?
Wie kommt man auf eine solche Idee? Es ist jemand, der Hühner von Kindheit an kennt, nicht nur als Nutztiere, sondern als zutrauliche Haus- und Hoftiere. Jedes Tier hat auch einen eigenen Charakter, reagiert ein wenig anders als ein anderes. Den Blick auf die Nutz- und Haustiere hatte schon Medizinnobelpreisträger Konrad Lorenz verändert, sie näher an den Menschen herangeführt. Insofern kommen die fotorealistischen Hühnerporträts nicht zufällig in einer Zeit auf, in der sich immer mehr Menschen Gedanken über Nutztiere machen und sich fragen, ob diese eine Seele haben, oder ohnehin fest davon überzeugt sind. Begegnungen mit Tieren haben auch in Streichelzoos Konjunktur. Wir leben offenbar in einer Zeit der Entdeckung der Nutztierwelt. Es ist dies das Pendant zu den jahrzehntelangen Debatten um den Tierschutz, der auch davon lebt, Tiere nicht als Maschinen, sondern als Lebewesen zu betrachten, die dem Menschen nah, aber auch geheimnisvoll fremd sind.
Hühnerausstellung im Bürgerhaus Au, noch bis 26. April, täglich 8 bis 18 Uhr.