© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 16/19 / 12. April 2019

Haltungsnote
Kein Zeichen der Solidarität
Gil Barkei

In Europa wird der Schleier immer mehr zum alltäglichen Kleidungsstück in der Öffentlichkeit. In Frankfurt am Main eröffnete Anfang des Monats eine Ausstellung über moslemische Mode – völlig normal auch hier: der Hidschab. Aber auch nicht-moslimische Frauen tragen den Schleier als angebliches Zeichen der Solidarität, so zum Beispiel Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern nach den rechtsterroristischen Anschlägen in Christchurch oder Teilnehmerinnen des „Women’s March“ in den Vereinigten Staaten. Für Masoumeh „Masih“ Alinejad-Ghomi ist dies keine wirkliche Solidarität mit den Frauen im Islam. Die in New York lebende iranische Journalistin und Aktivistin geht auch mit ihren „feministischen“ Kolleginnen im Westen hart ins Gericht, die sich bei Besuchen im Iran verschleiern – darunter immer wieder Politikerinnen westlicher Staaten. Es sei eben kein Zeichen des Respekts, sondern vielmehr Ausdruck mangelnden Respekts gegenüber den Frauen im Iran, die größtenteils gezwungen sind, einen Schleier zu tragen. Frauen, die dagegen kämpften, würden durch das Verhalten der westlichen Frauen alleingelassen. Zudem werde damit die falsche Aussage unterstützt, Männer seien mehr wert als Frauen.