© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Blick in die Medien
Satire nah an der Realität
Tobias Dahlbrügge

Als mir ein Bekannter den Link mit dem Hinweis „Satire“ schickte, habe ich erst gar nichts kapiert. „Au nee, nicht schon wieder so ein gequirlter Schwachsinn“, dachte ich. Die Domain www.zgideutschland.com sieht nämlich aus wie eine typische Gegen-Rechts-Vielfalt-Toleranz-Bla-Seite. ZGI bedeutet „Zusammen gegen Intoleranz“. Hier sind alle Floskeln und Phrasen der „Lingua Imperii rosso-verde“ komprimiert, inklusive Gender-Sprech („Rechtspopulist*X“). Zu dem Auftritt gehören auch eine Facebook-Seite und ein Twitter-Kanal.

Durch PC-Sprech zu realen Videos und Fotos wird die Wirkung erzeugt.

Da kämpft eine Bundesgeschäftsführerin Chiara Pummeley „für eine Abschaffung des sozialen Konstrukts ‘Grenzen’ und für „Asyl für 200 Millionen (Klima-)Flüchtende“. Da fordert der Politologe Leander Gschaftlhuber ein AfD-Verbot und ein Paritätsgesetz für Unternehmen: „Es kann nicht sein, daß allein die Qualifikation entscheidet, wer einen Job erhält!“ Unter „ähnliche Seiten“ wird zum Auftritt von „Dörte Wiebke Linke-Gutmönch“ verwiesen. Natürlich ist das alles fiktiv, könnte aber (leider) genauso gut real sein.

In einem „Bericht“ heißt es: „Am 2. April setzte eine Hochzeitsgesellschaft in Spandau während des Berufsverkehrs ein Zeichen für einen stärkeren interkulturellen Dialog: Den oft homogenen, tristen Verkehrsalltag verwandelten diverskulturelle Feiernde in ein buntes, multikulturelles Straßenfest!“ Die Botschaft sei deutlich: „Kein Platz für Nazis auf der Straße! Beschämend: Rechtsextreme Passierende rufen vom Gehweg aus unerträgliche rassistische Parolen in die Menge (‘Die sind ja nicht ganz sauber!’ in Anspielung auf das menschenverachtende Vorurteil, Muslim*X hätten Hygieneprobleme).“ Manche wollten sogar, daß die Polizei grundlos einschreite.

Das ist gut gemachte, intelligente Satire, bei der einem allerdings angesichts der Alltagsrealität oft genug das Lachen im Halse steckenbleibt.