© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Umwelt
Grenzenlose Bebauung
Volker Kempf

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) übersetzt seinen Namenszusatz „Friends of the Earth“ im BUNDmagazin für Baden-Württemberg zeitgeistig mit „Freund*innen der Erde“. Das darin abgehandelte Thema „Wohnungsbau ohne Flächenfraß“ ist hingegen weniger lustig: Mehr Bevölkerung heißt nun mal mehr zugebaute Fläche. Mehrgenerationenhäuser sollten gefördert werden, findet Klaus-Peter Gussfeld, BUND-Landesreferent für Raumordnung. Daß im Zuge der Massenzuwanderung Paragraph 13b des Baugesetzes geschleift wurde, bedeute aber: Ohne Umweltprüfung und Ausgleichsmaßnahmen könnten Bebauungspläne für Siedlungsränder „aus dem Boden gestampft“ werden. Die Baubranche hat viel zu versiegeln. Daß der Bevölkerungszulauf das Grundproblem ist, ist beim BUND bundesweit kein Thema.

Die Förderung von Mehrgenerationenhäusern soll die Bodenversiegelung eindämmen.

Statt dessen wird eine „Baulandausweisungsumlage“ gefordert, also eine Abgabe, die an der Überbauung von Flächen bemessen werden soll. Kommunen, die viele Neubauflächen vergeben, würden in einen Fonds zahlen. Aus diesem werden dann Grundstücke und Immobilien in Städten erworben. Keine schlechte Idee, nur wieder mit Bürokratie verbunden. Ansonsten wäre die Förderung von Mehrgenerationenhäusern sicher flächenschonend. Zuletzt, das verschweigt Raumplaner Gussfeld, müßte Baden-Württemberg die Bevölkerungszahl in Grenzen halten. Das Landesamt für Statistik hat seine Prognosen von 2014, unter anderem wegen der Asylzuwanderung seit 2015, nach oben korrigiert. Im schnell wachsenden Freiburg im Breisgau wurde damit die Schaffung eines der größten Wohnneubaugebiete Deutschlands propagiert – die Grünen waren natürlich mit dabei. Das sollen Freunde der Erde sein? Oder doch „Freund*innen“, weil das nach nichts mehr klingt?