© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 17/19 / 19. April 2019

Leserbriefe

Zu: „‘Ich mag Ihnen nicht mehr folgen’“ von Matthias Matussek, JF 16/19

Unter dem Halbmond

Ausgerechnet in Marrakesch, wo vor 799 Jahren (1220) die ersten fünf franziskanischen Märtyrer wegen ihres Missionseifers „mit ihren Köpfen bezahlten“, wie der heilige Franziskus und Namensgeber dieses Papstes kommentierte, verbot der heutige Franziskus die Mission unter Proselyten. So werden die 99 Prozent der marrokanischen Bevölkerung genannt, die zwangsweise und per Staatsreligion zu Moslems erklärt werden. Das widerspricht nicht nur dem biblischen Missionsauftrag und der Freiheit des Menschen, sondern auch dem Wirken des heiligen Franziskus selbst, der vor genau 800 Jahren einen ägyptischen Sultan besuchte und zum christlichen Glauben bewegen wollte. Doch der heutige Franziskus will als „Pope for Hope“ unter dem Emblem des Halbmondes und zwei gekreuzten Krummschwertern (so das offizielle Emblem des Papstbesuches) freundliche Dialoge führen und nimmt den unterdrückten Christen in Marokko jeglichen Missionseifer.

Dr. theol. Hinrich Bues, Hamburg






Zu: „Pesthauch über Identiären“ von Andreas Unterberger & „‘Mit dem Anschlag nichts zu tun’“, Interview mit Martin Sellner, JF 15/19

Überzogene Reaktionen

Martin Sellner hat keinen Einfluß darauf, wer ihm etwas spendet. Er ist auch nicht verantwortlich für die Taten anderer Menschen. Ihn und die Identitäre Bewegung als rechtsextrem zu bezeichnen, mag einigen Politikern und Medienhäusern richtig erscheinen. Besonders dann, wenn sie auf dem linken Auge blind sind. Tatsächlich weisen die Identitären mit ihren gewaltfreien Aktionen auf den Verlust und die Gefährdung der eigenen Identität durch eine verantwortungslose und fehlgeleitete Politik hin, wie bei der Aktion auf dem Brandenburger Tor „Sichere Grenzen – Sichere Zukunft“. Was ist daran rechtsextrem? Martin Sellner ist ein verantwortungsvoller junger Mann, der Gewalt und Extremismus ablehnt. Aus Fehlern, die er als Jugendlicher beging, hat er gelernt. Er und die Identitäre Bewegung geben jungen Menschen, die sich politisch engagieren wollen und nicht dem Zeitgeist hinterherlaufen, eine politische Heimat. Die Reaktionen der Politiker Kurz und Strache sind überzogen und auf den eigenen Machterhalt ausgerichtet. Es ist verantwortungslos, junge Menschen, deren Protest gewaltlos ist, kriminalisieren zu wollen und ihnen somit jede Zukunft zu nehmen.

Barbara Kanwischer, Braunschweig




Viel zu negative Betrachtung

Der Beitrag von Andreas Unterberger ist viel zu negativ. Der Gipfel medialer und politischer Heuchelei ist erreicht, wenn Sellner, da man sonst nichts findet, eine 13 Jahre alte Aufkleberaktion vorgeworfen wird, von der er sich längst distanziert hat. Daß ein Politiker der ehemaligen Mauermörderpartei SED, heute „Die Linke“, einen wegen mehrfachen Mordes verurteilten RAF-Terroristen wie Christian Klar, der bis 2008 im Gefängnis gesessen und sich meines Wissens nie von seinen Taten distanziert hat, beschäftigt, ist hingegen kein Problem: „Ein Berufsverbot wäre mit der Chance zu Resozialisierung völlig unvereinbar“, sagt sein linker Chef. Aber eine inakzeptable, längst bereute, 13 Jahre alte Aufkleberaktion eines dummen Jugendlichen ist natürlich unverzeihbar – er ist schließlich kein reueloser linker Mörder, sondern ein gewaltloser patriotischer Aktivist.

Elisabeth Wehner, Stendal




Absurde, unfaßbare Vorwürfe

Daß über den Identitären jetzt ein „Pesthauch“ liegt und daß Martin Sellner von seinen Gegnern wegen einer Spende gewissermaßen zu einem Mittäter bzw. Anstifter des grauenhaften Massakers in Neuseeland gemacht wird, ist absurd und unfaßbar. Würden die ganze Angelegenheit objektiv und nüchtern betrachtet, die Fakten berücksichtigt und daraus die Schlüsse gezogen, käme man zum genau entgegengesetzten Ergebnis: Hätte der Massenmörder auf Martin Sellner gehört, hätte er das Verbrechen nicht begangen, denn: Sellner bekommt lange Zeit vor dem Attentat, in der ersten Januarwoche 2018, eine Spende von dem ihm unbekannten Brenton Tarrant. Sellner bedankt sich (was soll er sonst tun?), freut sich natürlich über das Lob von seiten des damals unauffälligen Mannes und empfiehlt ihm, seine englischsprachigen Videos anzusehen. Diese Empfehlung hörte ich aus Sellners eigenem Mund in einem Internet-Video.

Und jetzt kommt der entscheidende Punkt: In den Videos wie in all seinen Verlautbarungen verurteilt Martin Sellner Terror und jede Art von Gewalt. Er will Debatte und demokratischen Diskurs. Hätte Tarrant die Videos gesehen und ihre Botschaft vernommen, hätte er das Massaker nicht begangen. Man kann Sellner mit gutem Grund als eine Stimme des Gewissens bezeichnen, der der spätere Täter nicht gehorchte! Stattdessen macht man ihn zu einem Mittäter. Wahnsinn!

Wolfgang Illauer, Neusäß




Es kann doch nicht nur Soros sein

Viel mehr, als sich ein Durchschnittsmensch überhaupt erinnern könnte, wird im Namen der Demokratie nicht nur in Deutschland „platt“, mundtot, einfach „fertig“ gemacht! Nicht nur Diktaturen, auch die Demokratie nimmt sich beinahe jedes Mittel, um Andersdenkende aus dem Weg zu räumen. Welches Blatt ich lese (außer der JF), welchen Sender ich sehe oder höre, welchen Unterhaltungsfilm ich mir anschaue (meist sehe ich nichts mehr zu Ende), welchen Gesprächen ich Gelegenheit habe zuzuhören: Es sind die Guten, die Humanen, die, die die Menschenrechte auf ihren Fahnen haben, die ihre Wohnungen (teuer) an „Flüchtlinge“ vermieten. Und um für die Guten zu werben, werden die Zwangsmilliarden-Gebühren auch der Andersdenkenden zum Selbstlob genutzt. Es gibt kaum noch einen noch so albernen Beitrag, in dem nicht die Guten verherrlicht werden und die Bösen (wie vor allem die AfD) mit Häme und Haß überschüttet werden. Die „Bösen“ zeigen mit Fingern auf das Elend von deutschen Obdachlosen, vergammelte Schulen, kaputte Straßen – wenn du da stürzt, bist du selbst schuld. Riesige Geldmengen sind es dagegen, in denen die Fremden vollkasko gebadet werden. Ganz gleich, was es kostet. Bezahlen muß der Steuerzahler! Nicht Frau Merkel & Co.! Nicht die EU! Wir alle! 

Junge Menschen wie Martin Sellner und seine Freunde haben sich erhoben. Dafür sei ihnen Lob und Dank! Ich wünsche Sellner und den Identitären sehr viel Glück, Mut und Geduld! Und Unterstützer. Es muß doch außer Soros noch andere Menschen mit Geld geben! Irgendwann müssen doch dieser Irrsinn und diese Ungerechtigkeiten ein Ende haben!

Wanda Carpels, Köln






Zu: „Der große Gläubiger“ von Bernd Lucke, JF 15/19

Ohne Scheuklappen

Ausgewogenheit, Weitsicht, Mittelmaß sind in Krisenzeiten mindestens ebenso wichtig wie Konsequenz, Mut und Durchsetzungskraft. Daß die JUNGE FREIHEIT in einer Ausgabe sowohl Martin Sellner als auch Bernd Lucke zu Wort kommen läßt, beweist, daß Dieter Stein die Spannung zwischen temperantia und fortitudo zu halten vermag. Wir brauchen sowohl eine laute Stimme, die auf Mißstände hinweist, wie eine weise Stimme, welche dies mit Klugheit tut. Harter Stahl zerbirst, wenn er nicht biegsam ist. Mich freut, daß die junge freiheit eine der ganz wenigen Institutionen in unserem Land ist, die sammelt, statt auszuschließen. Diesen klaren Blick ohne Scheuklappen und Anbiederung findet man sonst kaum.

Michael Hageböck, Elsaß






Zu: „Despotismus der Vernünftigen“ von Eberhard Straub, JF 15/19

Marat ging Danton voraus

In dem lesenswerten, da durchaus aktuellen Beitrag ist dem Autor ein Fehler unterlaufen, wenn er meint, Danton sei im Frühjahr 1794 „noch radikaleren Kräften um Robespierre und Marat“ zum Opfer gefallen. Marat hat mit der Guillotinierung Dantons am 5. April nichts zu tun. Marat wurde bereits am 13. Juli 1793 erstochen, nicht von noch radikaleren Jakobinern, sondern von der aus dem Adel stammenden Charlotte Corday aus der Normandie, die „ein Zeichen setzen“ wollte gegen die Raserei der Revolution. Dieses Ereignis ist damals, unmittelbar nach der Tat, von einem Freund Marats, dem Maler Jacques Louis David, in einem berühmten Gemälde festgehalten worden: „Marat à son dernier soupir.“ Es stilisierte Marat zum Märtyrer der Revolution. 

Der zeitgenössische Holzstich, den Sie (leider ohne Quellenangabe) abdrucken, soll wohl den Moment zeigen, als der Karren an Robespierres Haus vorbeifährt und Danton mit Donnerstimme ruft: „Du kommst auch noch dran!“ Das beschreibt Paul Sethe sehr anschaulich („Die großen Tage“, 1953).

Helmut Bertram, Wentorf






Zu: „Beethoven Africanus“ von Matthias Bäkermann, JF 14/19

Es begann schon 1969

Bereits zum 200. Geburtstag wurde 1969 ein Beethoven-Film im Fernsehen ausgestrahlt. Im (Un-)Geist der Achtundsechziger war dieses Machwerk eine Pervertierung von Leben und Werk dieses großen Komponisten. Daß im Film des Berliner Produzenten M. S. de Normier Beethoven von einem schwarzen Schauspieler dargestellt wird, weil Beethoven angeblich schwarzhäutig war (allein schon durch zeitgenössische Portraits widerlegt), ist Grund genug, anstelle eines derartigen Mißgriffs lieber eine gute Beethoven-Biographie zu lesen und seine wunderbare Musik zu hören, bei der darin enthaltenen Transzendenz das Wort des großen Genies in Tönen erklingt: „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.“

Wolfgang Link, Gengenbach






Zu: „Die schützende Hand der Partei“ von Michael Paulwitz, JF 14/19

Militanter Sachverstand

Das muß man Frau Nahles lassen: Als sie Angela Marquardt zur Leiterin ihrer Denkfabrik machte, die mit Linken und Grünen herausfinden soll, wie man trotz sinkender Wählerzustimmung doch noch an die Regierung kommt, hat sie die richtige Frau gefunden. Zwar ist Marquardts Probelauf vom 1. Mai 2001, als sie mit Blick auf die Krawalle in Berlin-Kreuzberg den Bezirk zum „befreiten Gebiet“ erklärte, bekanntlich gescheitert. Für die nächste Planung steht ihr aber der Sachverstand zweier Gewaltapologeten aus der Linksfraktion des Bundestages zur Verfügung, nämlich Juliane Nagel und Ulla Jelpke, letztere innenpolitische Fraktionssprecherin. Anläßlich des Einheitstages im Oktober 2016 in Dresden ließ Juliane Nagel ein Plakat aushängen mit dem Text: „Am dritten Oktober Antifaaktion in Dresden / Einheitsfeier zum Desaster machen.“ Im Hintergrund war ein Häuserblock zu sehen, dessen Dach in Brand stand. Ulla Jelpke offenbarte ihre Sympathie für die Anwendung von Gewalt zur Erreichung politischer Ziele etwas diskreter, so bei den Gewaltexzessen während des G20-Gipfels in Hamburg. Auf die Frage eines Rundfunkreporters, ob diese Ausschreitungen nicht kriminell seien, antwortete sie, man dürfe keinen Generalverdacht erheben, um dann zu kritisieren, afrikanische Länder seien nicht vertreten.

Dr. Theodor Seidel, Berlin






Zu: „GegenAufklärung“ von Karlheinz Weißmann, JF 14/19

Gefährlich: Rügen

Über der Kolumne steht die Frage: „Wann genau hat man das Prinzip Sachlichkeit gegen das Prinzip der Betroffenheit ausgetauscht?“ Nun, in der Standesgerichtsbarkeit der Rechtsanwälte spielt das Wort Sachlichkeit eine entscheidende Rolle (§ 43a der Bundesrechtsanwaltsordnung, Absatz 3). Demnach darf sich der Rechtsanwalt „bei seiner Berufsausübung nicht unsachlich verhalten.“ Man könnte meinen, unsachlich sei, was mit der in Frage stehenden Sache nichts zu tun hat. Weit gefehlt: Die Standesgerichtsbarkeit versteht unter Sachlichkeit, daß nichts gesagt werden darf, was betroffen macht – was mit Leidenschaft und Ernsthaftigkeit hervorgebracht wird und entsprechend zu verstehen ist. Beispielhaft dafür ist meine eigene Erfahrung. So wurde ich aus der Anwaltschaft ausgeschlossen, weil ich Fehler im Justizbetrieb mit unhöflichen Worten gerügt habe. Meine Revision wurde wortlos verworfen. So sieht der Stolz der Justiz aus. Es herrschen Einbildung und Hochmut, alle Geradlinigkeit und Redlichkeit werden vergessen. Der antike Komödiendichter Terenz kommentierte dies so: Obsequium amicos, veritas odium parit (Willfährigkeit gebiert Freunde, Wahrheit Haß).

Hans Meister, Rechtsanwalt a.D., Düsseldorf






Zu: „In Paris herrscht bereits Euphorie“ von Peter Seidel, JF 14/19

Umverteilungssozialismus

Die Krise der europäischen Integration und der Umverteilung durch die EU (Bruch der Maastricht-Kriterien) wurde von klugen Köpfen vorausgesagt. Auch deren Ende dürfte jedem klar sein. Ich habe 50 Jahre im Umverteilungssozialismus gelebt und erschrecke über die sich nun hier etablierende EUdSSR. Der Deutsche arbeitet bis Mitte Juli (Steuerzahlergedenktag) nur für den Fiskus. Dann derselbe Bürokratiewucher. Lenin wunderte es einst, als nach der Revolution zu den Büros aus der Zarenregierung zusätzliche Bürokomplexe kamen. Nichts macht asozialer als Sozialismus (Churchill).

Franz Harder, Leopoldshöhe






Zu: „Verschwörung der Eltern“ von Karl Heinzen, JF 14/19

Adipositas rettet unser Klima

Bewegungsarmut erscheint heute in einem ganz anderen Licht. Bei „Anne Will“ plädierte kürzlich ein wortgewandter Professor: Wenn die Menschheit sich eine Stunde lang nicht bewegen würde, verbesserte sich der „ökologische Fußabdruck“ jedes einzelnen und er würde entscheidend zur Weltrettung beitragen. Also: Die vollgefressenen Kleinen sind den Erwachsenen mit ihren konservativen Ansichten wieder mal weit voraus.

Eberhard Koenig, Baiern