© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Politik-Neuling siegt bei Präsidentschaftswahl in der Ukraine
Fiasko und Neuanfang
Thomas Fasbender

Nicht nur für den Amtsinhaber Petro Poroschenko war der Ausgang der ukrainischen Präsidentenwahlen ein Fiasko. Die ganze Post-Maidan-Politik wurde vernichtend abgeurteilt. Was, außer gesteigertem Nationalismus, haben die vergangenen fünf Jahre gebracht? Die Korruption blüht wie eh und je, den Bürgerkrieg im Donbass hat die Regierung trotz Militarisierung und Armeereform nicht gewonnen, ihre Sprachenpolitik vertieft die Fronten noch. Vor allem kommt die Wirtschaft nicht vom Fleck. Die Abschottung vom russischen Markt hat eine teilamputierte Industrie hinterlassen, während die EU-Assoziierung und das visafreie Reisen nur einer schmalen Elite dienen. 2018 hat sogar das bitterarme Moldau, lange Zeit das ökonomische Schlußlicht Europas, die Ukraine bei der Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung überholt.

Zufrieden sein können allein die US-Geostrategen. Die Ukraine liegt seit 2014 fest in ihrer Einflußsphäre, außerdem hat der Konflikt um Krim und Donbass einen wirksamen Keil zwischen Rußand und Europa getrieben. Die Ukraine ist heute ein zentraler Schauplatz der amerikanisch-russischen Rivalität. Ob der politisch völlig unbeschriebene Wladimir Selenski sie aus dieser Lage befreien kann? Das hängt auch von seinem Schutzherrn und Finanzier ab, dem Oligarchen Ihor Kolomojski. Die gute Nachricht immerhin lautet: Es gibt einen

Neuanfang.