© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Der große Wurf ist nicht gelungen
Apples Angebot „News Plus“: Viele große Zeitungen fehlen / Deutsche Verleger warnen
Christian Schreiber

Mit einem neuen Nachrichtendienst will der US-amerikanische Internetgigant Apple Abonnenten Zugriff auf bekannte Magazine und Nachrichteninhalte zum monatlichen Festpreis geben. Der Dienst Apple News Plus wurde dabei von den Bossen bereits als „Netflix für News“ angepriesen und soll wohl auch vom stagnierenden Absatz des Mobilfunk-Flaggschiffs iPhone ablenken. Kunden sollen demnach für 10 Dollar pro Monat aus rund 300 Magazinen und Zeitungen (Wall Street Journal, Los Angeles Times) aus verschiedenen Themenbereichen wählen können. Um einen weiteren Fuß in die Tür zur Medienwelt zu bekommen, hat Apple-Chef Tim Cook die Kriegskasse weit geöffnet. 100 Millionen Dollar wurden vor einem Jahr für den Kauf des Zeitschriften-Abo-Service Texture ausgegeben, der als Grundlage für das neue Angebot dient. 

Doch die ganze Angelegenheit ist offenbar noch viel teurer. Denn für die großen Verlage soll es weiterhin Garantiezahlungen geben. Wie die New York Times berichtet, soll ein Großteil davon an die amerikanischen Markführer Condé Nast, Hearst, Meredith und Rogers Media fließen. Zudem seien weitere Zahlungen an die früheren Investoren von Texture fällig. Insgesamt ist von einem finanziellen Gesamtvolumen von 485 Millionen US-Dollar die Rede. 

Ob sich die Investitionen lohnen, steht allerdings in den Sternen. Die ersten Analysen des Dienstes, der vorläufig nicht in Deutschland buchbar sein wird, sind durchaus kritisch. Die Fachwelt ist sich einig: Apple ist der große Wurf nicht gelungen. „Ich halte die App weder für revolutionär noch schrecklich. Sie wird den Journalismus weder retten noch ruinieren“, erklärte Farhad Manjoo, Technologie-Kolumnist mit Sitz im Silicon Valley. Ein Problem: Große Zeitungen wie die New York Times oder die Washington Post sind nicht mit an Bord. Da Apple die Einnahmen Hälfte-Hälfte teilt, würde die digital mittlerweile erfolgreiche New York Times nur einen Bruchteil dessen bekommen, was sie im eigenen direkten Abo-Geschäft verdient. Zudem haben die Zeitungen keinen Zugriff auf die Daten der Apple-Nutzer. Sie können also keine aufschlußreichen Kundenanalysen zu Lesegewohnheiten, Alter oder Wohnort erstellen. 

Obwohl noch nicht betroffen, üben die deutschen Verlegerverbände bereits heftige Kritik. „Apple will sich als Mittelsmann zwischen die Verlage und die Leser schieben“, warnte Stephan Scher­zer, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ).