© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 18/19 / 26. April 2019

Leserbriefe

Zu: „‘Es könnte schnell gehen’“, im Gespräch mit Anthony Glees, JF 17/19

Unglaubliche Ignoranz

Klar, der britische Eiertanz um den Brexit gleicht schon lange einer Erpressung Großbritanniens und Europas durch politische Hasardeure. Trotzdem erfaßt diese Sicht nur Teile des Geschehens. Zu Recht kommen Sie am Ende auf die deutsche Kanzlerin Merkel und ihre Unterstützer mit ihrer verantwortungslosen Flüchtlingspolitik ab September 2015 zu sprechen. Das führte dazu, daß Ukip & Co. auf ihren Wahlkampfbussen zum englischen EU-Austritt Flüchtlingsströme aus Richtung Europa auf dem Weg nach GB abbildeten. Genau das trug zum Leave-Voting der Engländer bei, dessen Auswirkungen nun die komplette EU treffen. Aber dies wollen einige nicht hören. Es paßt manchen, vor allem in Deutschland, nicht in den Kram. Und die werden heuer nach den wichtigen Wahlen zum europäischen Parlament und in den neuen Bundesländern wieder fassungslos über die Wahlergebnisse lamentieren. Ein Verhalten, das unbelehrbare Ignoranten schon immer auszeichnet.

Claus Reis, Schwabach






Zum Schwerpunktthema: „Ein Planet wird zugemüllt“, JF 16/19

Asien fünfzigmal mehr toxisch

Zur „Verschmutzung der Flüsse und Ozeane durch Plastikmüll“ wird von Ihnen auf Seite 7 laut einer US-Studie prozentual der Plastikeintrag von Flüssen in die Weltmeere anteilmäßig auf Regionen (Erdteile) bezogen angegeben. Rechnet man diese Werte auf die jeweilige Bevölkerungszahl (entspr. Wikipedia 2018) um und nimmt als Basis Europa an, so ergibt sich pro Bewohner des entsprechenden Erdteils folgender Verschmutzungsanteil: Europa (und Australien) je ein Teil, Nord- und Mittelamerika circa sieben Teile, Südamerika circa 20 Teile, Afrika etwa 15 Teile, und Asien circa 49 Teile. Das heißt, in Asien kommt pro Einwohner fast 50mal mehr Plastikmüll über die Flüsse ins Meer als in Europa. Und das nicht, weil in Europa weniger Müll anfällt, sondern weil hier eine einigermaßen gut funktionierende Entsorgung vorhanden ist. 

Wenn nun die Ökotoxikologin Frau Prof. Galloway in Ihrem Interview den Grund für den höheren Verschmutzungsanteil von Afrika (7,8 Prozent) und Asien (86 Prozent) nur der größeren Bevölkerung dieser Länder zuordnet, zeigt dies, wie selbst hochstudierte Personen in entscheidenden respektive beratenden Positionen die Realität nicht sehen können oder wollen. Daß die daraus resultierenden politischen Entscheidungen entsprechend ausfallen, braucht daher niemanden zu verwundern. Dies betrifft ebenso Klimaschutz, Energiewende, Atomkraft, Zuwanderung, Eurorettung usw.

Manfred Mager, Zimmern-Horgen






Zu: „Nur nicht provozieren lassen“ von Christian Vollradt, JF 16/19

Da liegen Welten dazwischen

Zur Besetzung des Präsidiums im Deutschen Bundestag fällt einem alten Mann wie mir zwangsläufig die Frühzeit der Bundesrepublik ein. Da war lange Zeit Professor Carlo Schmid (SPD) Vizepräsident des Bundestages. Er war einer der wesentlichen Väter des Grundgesetzes, ein universeller Geist und ein Patriot im besten Sinne des Wortes. Es lohnt sich, seine Vita nachzulesen, um einen Eindruck zu gewinnen, welch eine Persönlichkeit diesem Bundestag einmal angehörte. Wollte man ihn etwa mit Claudia Roth vergleichen, so könnte man nur sagen: da liegen Welten dazwischen. Natürlich hat auch die AfD keinen Carlo Schmid, aber ich denke, ihre Kandidatin Mariana Harder-Kühnel wäre ihren Kolleginnen im Präsidium in jeder Hinsicht weit überlegen gewesen. Dies nicht offenkundig werden zu lassen, war alleine schon ein Grund, ihre Wahl zu verhindern. Mir fällt kein anerkannt demokratischer Staat ein, in dem die führende Oppositionspartei im Parlament so behandelt wird wie die AfD im Bundestag. Ich schäme mich für dieses Parlament. Vielen Mitgliedern fehlt offenbar das demokratische Grundverständnis; sie sind keine Volksvertreter, sondern nur Parteifunktionäre. Es wäre Aufgabe von Herrn Schäuble gewesen, das Parlament aufzurütteln und es daran zu erinnern, daß für eine glaubhafte Demokratie die Rechte der Opposition ein entscheidendes Kriterium sind.

Dr. Edgar Umlauf, Garching b. München






Zu: „Ich mag Ihnen nicht mehr folgen“ von Matthias Matussek, JF 16/19

Selektive Wahrnehmung

Wenn der deutsche Episkopat sich zum Islam äußert, so geschieht dies fast ausnahmslos mit auffallendem Wohlwollen, verbunden mit selektiver Wahrnehmung und getragen von großer Toleranzbereitschaft. So predigte Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof von Köln, am 24. April 2016 via domradio.de: „Wer ‘Ja’ zu Kirchtürmen sagt, der muß auch ‘Ja’ zum Minarett sagen.“ Für einen Politiker in einer pluralistischen Gesellschaft wäre das wohl die erwartete (und richtige) Perspektive, aber für einen Kardinal der „una sancta catholica et apostolica ecclesia“? Mit dem vom Kardinal implizit zugrundegelegten Relativismus und mit der vom Papst auf seinem letzten Nordafrikabesuch empfohlenen Zurückhaltung bei der Missionierung (gemäß Matth. 28,19) kann aber nur schwerlich die Zukunft der christlichen Kirchen gesichert werden. Frage an die hohen Würdenträger; „Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam?“ (Matth. 8, 26)

Heinz Georg Schlöder, Troisdorf




Nur noch Kulturkatholiken

Jüngst bewies eine Studie, daß sexueller Mißbrauch vor allem Mißbrauch von Macht ist. Die Autoren nannten den Klerikalismus „eine wichtige Ursache und ein spezifisches Strukturmerkmal“ für sexuelle Gewalt innerhalb der Kirche. „Ach was“, läßt sich da nur sagen. Daß diese Strukturen Täter geradezu anlocken, ist schon lange ein offenes Geheimnis. Das Zölibat und eine tabuisierte Homosexualität tun ihr Übriges. Wird etwas aufgedeckt (siehe Ettal im Ammergebirge), wird es vor Ort totgeschwiegen oder als Verfehlung einzelner „Seelsorger“ von bildungfernen/unreflektierten Landpfarrern entschuldigt. Hier war ich bereits Ohrenzeuge. Von Selbstkritik keine Spur. Da muß man doch angewidert sein. Darf man da noch Katholik sein? Ja, man darf, als Kulturkatholik und mit äußerster Distanz zur Amtskirche. Chris Dasch, 

Saulgrub im Ammergebirge






Zu: „Es ist auch höchste Zeit“ von Rainer Wendt, JF 15/19

Krankes deutsches Rechtssystem

Vielen Dank für diese Titelgeschichte über die Herkulesaufgabe von Polizei und Sicherheitsbehörden, die nun endlich gegen Clans und Parallelgesellschaften vorgehen. Daß sich Parallelgesellschaften überhaupt in diesem Maße ausbreiten konnten, zeigt die Malaise des deutschen Rechtssystems. Ein entscheidender Systemfehler ist, daß alle aus dem rechtsstaatlichen Asylverfahren Ausgeschiedenen, ein Heer von Straftätern und im Ergebnis Abzuschiebenden auf Kosten der Steuerzahler einen „Kriminellenanwalt“ als Rechtsbeistand – oft über mehrere Instanzen – in Anspruch nehmen dürfen. Die Verfahren enden oft in einem Bleiberecht; die Profiteure werden auf Staatskosten alimentiert, aber bei ihren illegalen zusätzlichen Geschäftspraktiken nicht konsequent kontrolliert. Staatsbürger, die an dieser weit verbreiteten Praxis Kritik üben, werden mit der Nazi-Keule zum Schweigen gebracht. Der schlimmste Systemfehler ist die aus dem Schulddenken einer nachgeborenen Richtergeneration resultierende realitätsferne Urteilsfindung, bei drohender Rückführung regelmäßig Abschiebeverbote zu produzieren.

Heinrich Peter Dietz, Swisttal






Zu: „Die unsichtbare Armee“ von Dieter Stein, JF 15/19

Schizophrene Sozialdemokratie

Die Berliner SPD will die Bundeswehr von Schulen fernhalten, da für „Töten und Sterben“ keine Werbung erfolgen solle. Zugleich strebt die (Bundes-)SPD die Abschaffung des § 219a StGB an, also die Zulassung von Werbung für die Tötung ungeborener Kinder. Schizophren!

Oliver Muschiol, Münster






Zu: „Pesthauch über Identitären“ von Andreas Unterberger, JF 15/19

Mediale Hinrichtung

Bei der Überschrift frage ich mich: Geht’s noch? Wir reden hier von einer Spende eines damals noch völlig Unbekannten. Der Umgang mit den Identitären erinnert mich immer mehr an Diktaturen. Heute wird staatlicherseits vorläufig nur medial hingerichtet, aber auch durch Antifa und islamische Terroristen zu Gewalttaten gegen die Identitären aufgehetzt, unter einer Politik, die ungesteuert Zuwanderer aus den brutalsten Gegenden der Erde ins Land läßt und damit an Leid und Tod bereits zahlloser Menschen, die ihnen zum Opfer gefallen sind, die Mitschuld trägt. An ÖVP und FPÖ ist die Frage zu richten: Werden eure Grenzen wieder kontrolliert? Gab es nennenswerte Abschiebungen? Kosmetische Maßnahmen werden das Land nicht retten. In einer Umfrage ergab sich, daß etwa 85 Prozent gegen ein Verbot der Identitären Bewegung sind. So dumm, wie manche die Bürger gern hätten, sind sie eben nicht.

Thomas Kuhnert, München






Zu: „Lauter Demütigungen“ von Christoph Bathelt, JF 15/19

Viel mehr Opfer im Ruhrgebiet

Die alliierte Besetzung des Rheinlandes nach 1918 zog 1923 auch die des Ruhrgebietes durch Franzosen und Belgier nach sich. Über den sogenannten Ruhrkampf liegt mir eine Jahresarbeit im Fach Geschichte vor, verfaßt von einem Oberstufenschüler aus Bottrop. Der junge Mann beschreibt den kriegsmäßigen Einmarsch der Franzosen mit Panzern und schwerer Artillerie, die Brutalität der französischen Soldateska, den Hochmut französischer Offiziere, das Nahziel der Sicherung produktiver Pfänder und das Fernziel der Annexion des gesamten Ruhrgebietes im Interesse der französischen Stahlproduktion. Er spricht vom passiven Widerstand durch Verweigerung jeglicher Kollaboration mit den Besatzern, durch Sprengung eines Abschnitts des Rhein-Herne-Kanals, durch abmontierte Schienen, durch den Abtransport aller Betriebsunterlagen der Ruhrzechen nach Hamburg, durch Verteilen illegal gedruckter Pamphlete. Schließlich schildert er, gestützt auf englische Autoren, die Leiden der Ruhrbevölkerung, der es durch die Machenschaften der Invasoren bald schon an allem fehlte. 

Es hat allein im Ruhrgebiet viel mehr Opfer als die in Ihrem Beitrag genannten 137 Exekutierten gegeben. Die Zahl der an Hunger und Elend gestorbenen Kinder und Alten ist unbekannt. Meine Mutter gehörte zu den Kindern, die im Rahmen einer Hilfsaktion ins freie Deutschland gebracht wurden, um dort aufgepäppelt zu werden. Ich habe an einer Unterführung in Wanne, heute Ortsteil von Herne, noch eine Gedenktafel für drei Eisenbahner gesehen, die dort von französischen Soldaten ermordet worden waren. Mord, Raub und Vergewaltigung wurden vom Kriegsministerium in Paris gedeckt. Unvergessen ist auch das Massaker an Krupp-Arbeitern auf dem Werksgelände in Essen. So wuchs der Haß der Geschundenen ins Unermeßliche und war durch die spätere Versöhnungspolitik Stresemanns und Briands nicht mehr auszulöschen. Übrigens wurde die oben zitierte Jahresarbeit vom Geschichtslehrer mit der Note 6 bewertet!

Adolf Frerk, Geldern






Zu: „‘Wie in einem Action-Film’“, im Gespräch mit Billy Six, JF 14/19

Gesinnungsjournalismus

Meine Tageszeitung Kieler Nachrichten (KN) hatte während der rund viermonatigen Inhaftierung von Billy Six in Venezuela mit keinem einzigen Wort darüber berichtet – immerhin ein deutscher Kollege. Wenn ich demgegenüber bedenke, wie oft und nachdrücklich und wortreich die KN sich für den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel, der in einem türkischen Gefängnis einsaß, eingesetzt haben, jemand, der zuvor reichlich Kübel voller Jauche über dieses „Sch...-Deutschland“ ausgegossen hatte, dann wird hier wohl mit unterschiedlichem Maß gemessen – nach meiner Ansicht ausgewiesener Gesinnungsjournalismus.

Henning Sachs, Kiel-Holtenau






Zur Karikatur: „Eine würdige Anwärterin auf den Friedensnobelpreis 2019“, JF 13/19

Ohne Gott und Sonnenschein

Nach Greta I, Garbo („Die Göttliche“) nun Greta II, Thunberg („Die Heilige“). Der Jubel der deutschen „Klimaretter“ reicht bis in den siebten Himmel! Gott, der laut Schöpfungsgeschichte mit den Urworten „Es werde“ diese Welt erschaffen hat, wird diese nach seinem Plan auch vollenden. Da kann eine gewisse Angela Merkel noch so sehr an der „Klimaschraube“ drehen. Sie sollte gewarnt sein, hieß es doch schon in der DDR:  „Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.“

Jürgen Kraheberger, Hochdorf




Deutscher Sonderweg

Da läßt sich nur ausrufen: „Völker, hört die Signale! Das Schulschwänzen gehört nun zu Deutschland.

Wolfgang Jäger, Dortmund