© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Der „Schulzzug“ startet jetzt in Grün
Habemus Habeck
Michael Paulwitz

Habeck hier, Habeck da, Habeck überall. Bild am Sonntag und Stern wetteifern gerade in Ergebenheitsjournalismus und Starkult um den Grünen-Chef. So erfahren wir also aus Hofreportagen und Gefälligkeits-Interviews, daß Habeck linientreuer Vegetarier und selbsternannter Philosophen-Leser ist, daß er – ganz wichtig für die Wählerinnen-Ansprache – bei sentimentalen Filmen weint, daß er für seine Strubbel-Frisur nur Sekunden braucht und seine medialen Groupies ihn gleichwohl für „gutaussehend“ halten.

Das liegt nicht nur im Trend der politischen Infantilisierung, die eine naseweise 16jährige zur Heilsbringerin stilisiert und eben einen Parteivorsitzenden als Reserve-Messias anhimmelt. Der Boulevard-Klamauk lenkt auch trefflich davon ab, wer da in die Regierungsverantwortung hineingeschrieben werden soll: ein in der Wolle gefärbter Linksradikaler, der kein Volk und kein Deutschland kennt; ein dogmatischer Verbotspolitiker, der Konsumentscheidungen für eine Staatsaufgabe hält und sich dafür auch noch als „neuer Liberaler“ feiern lassen darf.

Die kreischend-unkritische Jubelberichterstattung ist gestandenen Journalisten inzwischen peinlich. Aber auch Habeck selbst sollte sich nicht allzu selbstgefällig darin sonnen: Der letzte Medienliebling, der derart penetrant zum Gottkanzler hochgejubelt worden war, fiel nur wenige Wochen später vom „Schulzzug“.