© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Grüße aus New York
Nuschelnder Udo L.
Elke Lau

Die Ansteuerung New Yorks im Morgengrauen übertrifft unsere Erwartungen. Bei diffusem Licht – Sonnenschein und dichter Nebel – gleitet das Schiff fast geräuschlos unter der Verrazzano-Narrows Bridge hindurch, an Freiheitsstatue, Staten Island, Gouverneursinsel und Brooklyn vorbei, auf die Skyline von Manhattan zu, die dann scheinbar aus dem Nichts auftaucht.

Der Anblick ist atemberaubend und läßt uns die Aufregungen der vergangenen Wochen vergessen. Vor der Abreise hatte man uns nämlich davon in Kenntnis gesetzt, daß wegen eines Iran-Stempels in unseren Pässen ein amerikanisches Visum erforderlich ist. Dies setzt einen zwanzigseitigen englischsprachigen Antrag voraus, sofortige Online-Überweisung von 350 Euro und nach Eingang des Geldes persönliches Erscheinen auf der zuständigen Botschaft, für uns also Berlin. Die Schilderung unserer Erlebnisse in diesem Etablissement erspare ich ihnen.

Jugendliche, die auf ihren Rollerblades keinem hinkenden Frosch aus dem Weg fahren.

Wut beiseite, neues Kapitel. Nach Anlegemanöver an Pier 88 Midtown Manhattan und ätzenden Zollkontrollen erwischen wir sofort ein Taxi, das uns vor unserem Hotel in der 45th Straße absetzt. Es gibt nur eine Eingangspforte. Wir stellen uns ans Ende der Warteschlange und werden in einen hausflurähnlichen Raum gedrängt. Links und rechts gibt es Fahrstuhltüren, gekennzeichnet mit Buchstaben von A bis M, also dreizehn an der Zahl. Begleiter Uli entdeckt ein großes Display, erfaßt sofort das System und tippt die Etage ein. Erste Hürde geschafft.

Es ist Mittagszeit und phantastisches Wetter, beste Voraussetzung für den obligatorischen Besuch des Central Parks. Schon der Weg ist ein Erlebnis. Luxusläden, gut besuchte Freßtempel, Straßenkünstler auf Stelzen und quietschbunt gekleidete Jugendliche, die auf Rollerblades keinem hinkenden Frosch aus dem Weg fahren. Ampeln interessieren niemanden. 

Ein Herr mit Sonnenbrille, Schlapphut, Ledermantel trotz 30 Grad und Bierbüchse in Vorhalte kommt uns in in vertrauter Begleitung am Trump-Tower entgegen. Wir erkennen Udo Lindenberg, noch ehe wir seine genuschelten Gesprächsfetzen auffangen. Der Central Park ist ein Publikumsmagnet. Nicht nur Familien mit Kind und Kegel sorgen für pulsierendes Leben, sondern heute, an einem Samstag, finden Radrennen und Marathon-Läufe statt. Die Atmosphäre ist uns vertraut. Nur die schleifchengeschmückten Hunde in edlen, kinderwagenähnlichen Karossen sind ein Novum für uns.