© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

CD-Kritik: Verdi-Requiem – Christian Thielemann
Pauschaloper
Jens Knorr

Es ist Dresdner Tradition, alljährlich zum Gedenken an den alliierten Bombenterror im Februar 1945 eine der großen Requiem-Vertonungen oder eine andere, dem Anlaß gemäße Komposition aufzuführen. Die seit dem ersten Gedenkkonzert 1951 meistaufgeführte ist Verdis „Messa da Requiem“, mit der sich auch Christian Thielemann in die Dresdner Tradition stellt.

Eine Aufführung von Verdis Totenmesse muß die Spannung zwischen offiziellem Akt – Verdi hat sie in Gedenken an Alessandro Manzoni komponiert – und persönlichem Bekenntnis, zwischen Entäußerung und Verinnerlichung ausbalancieren, darf sie jedoch nicht auflösen. Thielemann läßt Staatskapelle, Staatsopernchor und ein inhomogenes Solistenquartett „eine Oper im Kirchengewande“, so Hans von Bülow, spielen und singen. Die Musik steht still, mal ruhig, mal aufgewühlt, braust auf, fällt richtungs- und ziellos in sich zusammen und kommt und kommt nicht in Fluß.

Die bühnenerfahrenen Krassimira Stoyanova, Marina Prudenskaja, Charles Castronovo und Georg Zeppenfeld hören zwar auf ihren Dirigenten, aber nicht gleichermaßen aufeinander und auf die Musik. Von der Dresdner Verdi-Renaissance eines Fritz Busch ist nur dann und wann ein fernes Nachbeben zu spüren. Der Konzertmitschnitt dokumentiert eine bewegende Stunde des Jahres 2014 – für die Dresdner.

Giuseppe Verdi Messa da Requiem Profil Edition Günter Hänssler, 2019 www.haensslerprofil.de