© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Den Glauben verloren, von Schuld zermartert
Bibliothek des Konservatismus: Der britische Autor Douglas Murray stellte sein Buch über den „Selbstmord Europas“ vor
Christian Dorn

Angesichts drohender Zuwanderungsströme aus den südlich der Sahara gelegenen afrikanischen Staaten ist Migration die „Schicksalsfrage“ Europas. Mit dieser Kernthese stellte der britische Islam- und Zuwanderungskritiker Douglas Murray (39) vergangene Woche in der Berliner Bibliothek des Konservatismus seinen aktuellen Bestseller „Der Selbstmord Europas“ (FBV/Edition Tichys Einblick, 2018) vor. Es müsse hierzulande gewissenhafter, zügiger und tiefgründiger darüber nachgedacht werden, so Murray, „wen wir hereinlassen und wen wir draußen halten wollen“.

Warnung vor rechten Verschwörungstheorien

„Machten wir uns im Westen von der Reform des Islams abhängig, wären wir verloren.“ Die Warnung Douglas Murrays, „Britanniens Kassandra“ (JF 17/19), konfrontierte das Publikum der ausverkauften Abendveranstaltung mit den Konsequenzen, die das Abendland zu fürchten hat. Dabei ließ der Mitherausgeber der konservativen Zeitschrift The Spectator vor allem in der anschließenden Fragerunde den brillanten Rhetoriker aufblitzen, als der er in britischen und US-amerikanischen Talkshows und Debattierrunden ebenso verehrt wie gefürchtet ist, wovon sich auch hierzulande jeder durch entsprechende Youtube-Videos überzeugen kann.

Dabei warnte er vor dem „Melonenprinzip“ der europäischen Kirchen: „außen grün, innen rot“. Die Schlagfertigkeit Murrays zeigte sich etwa in seiner Replik auf die schwedischen Kirchen, welche die Figur Jesu zum Migranten der Gegenwart und damit zum Heiligen erklärten, indem Murray mit Blick auf die Heilige Familie sagte: „Yeah, but he went back where he came from.“ 

In dem Zusammenhang wies Murray nachdrücklich darauf hin, daß bis heute kein einziges Modell für einen funktionierenden Multikulturalismus existiere: „We don’t have any example for good praxis.“ In seinem Buch schreibt er dazu: „Menschen aus aller Welt strömen gerade zu einer Zeit nach Europa, zu der es selbst nicht mehr weiß, was es sein soll. Und während die Einwanderung von Millionen Menschen aus anderen Kulturen in eine starke und durchsetzungsfähige Kultur hätte funktionieren können, kann die Einwanderung in eine von Schuld zermarterte, abgestumpfte, sterbende Kultur nicht gutgehen.“ Europa habe „den Glauben an seine Überzeugungen, Traditionen und an seine eigene Legitimität verloren“. Es zeige „kaum noch den Wunsch, sich zu repoduzieren, für sich zu kämpfen und für sich zu streiten“. Europa leide unter einer „existentiellen Müdigkeit“.

Zugleich warnte Murray bei seinem Vortrag in der Berliner Bibliothek auch vor den in rechten Echokammern beliebten Verschwörungstheorien. So seien all die Prozesse, die zu unserer jetzigen Situation geführt haben, kein Teil eines „großen Plans“, sondern allesamt Prozesse mit einer gewissen eigenen Legitimation – gerade diese Erkenntnis mache die Gegenwart um so „schlimmer“.

Um so erfreulicher scheint es, daß Murrays Buch auf dem Weg zu einem Weltbestseller ist. So wurde es inzwischen in diverse europäische Sprachen übersetzt, darüber hinaus ins Koreanische, Chinesische, Hebräische und schon bald auch ins Arabische. Eine Aufzeichung vom Auftritt Douglas Murrays ist auf dem Youtube-Kanal der Bibliothek des Konservatismus (www.youtube.com/user/bdkBerlin) abrufbar. 

Kontakt: Bibliothek des Konservatismus, Fasanenstr. 4, 10623 Berlin, Telefon: 030 / 3 15 17 37-0

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