© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Blick in die Medien
Messer und Erdbeerkuchen
Tobias Dahlbrügge

Die bunte Welt der Frauenillustrierten bietet Zerstreuung für die Hausfrau und verkürzt die Wartezeit beim Arzt oder Friseur. Im Goldenen Blatt und Co. finden sich Klatsch über die Royals, die Krankheiten der Promis und die schönsten Backrezepte.

Doch auch die Regenbogenpresse geht mit der Zeit und greift aktuelle Trends auf. Die Illu der Frau aus dem „Alles-Gute-Verlag“ bringt in ihrer Ausgabe 4/19 einen ganz speziellen Tip für die ganze Familie.

Man kann der Redaktion kaum vorwerfen, über aktuelle Trends nicht zu berichten. 

Eingebettet zwischen „Köstlichen Erdbeerkuchen“ und einem Stück über Herzschrittmacher gibt sie in der Rubrik „Gesund & Fit“ einen wichtigen Hinweis für den Alltag im besten Deutschland aller Zeiten. Auf Seite 56 heißt es: „Wie versorge ich eine Stichwunde?“ Der Beitrag erklärt: „Immer wieder wird von Attacken mit Messern berichtet. Was Sie bei der Erstversorgung der Wunden wissen müssen“. Der Text empfiehlt: „Achtung! Niemals das Messer aus der Wunde entfernen, da sonst eine starke Blutung einsetzen könnte.“

Das Symbolbild zum Artikel zeigt eine junge Frau, die mit der Handtasche über der Schulter über den Bürgersteig spaziert, während sich von hinten ein Bösewicht nähert, dessen hellhäutige Faust ein Küchenmesser hält. Nun ja, abgesehen von solchen Feinheiten kann man der Redaktion nicht vorhalten, ihre Leserschaft nicht auf die Modalitäten des täglichen Aushandelns des Zusammenlebens in der bunten Gesellschaft vorzubereiten.

Kritik kam daher auch prompt: Der Polizeisprecher von Wolfsburg – wo der Verlag sitzt – zeterte bereits darüber, daß hier mal wieder „Ängste geschürt“ werden und beruhigte, daß Stichverletzungen auch vorkommen, „wenn einer noch mal schnell in Latschen in den Garten geht um Schnittlauch zu schneiden und dann ausrutscht und ins Messer fällt“ – wie es ja auch täglich in deutschen Fußgängerzonen und auf Bahnhöfen vorkommt.