© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Frag die „Tagesthemen“
„Konstruktiver Journalismus“: Die ARD bietet neben der Berichterstattung nun auch Lösungsansätze an
Tobias Dahlbrügge

Die „Tagesthemen“ berichten über Mißstände und Problemlagen in der ganzen Welt. Neu ist: Der Sender liefert die Lösungen gleich mit. In der eigenen Online-Serie mit dem trendigen Titel #lösungsfinder ergänzen Video-Fünfminüter die herkömmlichen Nachrichten. Die Idee dazu kommt aus den USA. Dort heißt das „Solution Journalism“ oder „Constructive Journalism“. Das ZDF hat mit der Reportagereihe „Plan B“ schon seit längerem ein eigenes „konstruktives“ Sendeformat. Die Erfahrung aus Amerika zeige, daß es ein großes Interesse daran gäbe, Debatten über konkrete Lösungsideen zu führen.

„Dazu startet die Redaktion eine Serie, die ganz konkret Ansätze mit potentiell gesellschaftlicher Relevanz vorstellt. Wie schafft man bezahlbaren Wohnraum? Wie kann man Schulabbrechern helfen? Alles Alltagsfragen, für die es bereits Lösungsansätze gibt“, verspricht der NDR. Marcus Bornheim, Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell sagt dazu: „Wir wollen das ganze Bild zeigen, denn im Alltag unserer Zuschauerinnen und Zuschauer gibt es manchmal auch Probleme, die vielleicht auf der großen Bühne noch hitzig diskutiert werden, sich aber im Kleinen bereits auflösen lassen. Das entspricht der Lebenswirklichkeit.“ Kritiker im Netz zeigen sich „überrascht“, daß die Macher, die es trotz acht Milliarden eingetriebenem Jahresbudget nicht geregelt kriegen, „Einzelfälle“ als gesamtgesellschaftlichen Gefahrentrend zu erkennen, nun die „Lebenswirklichkeit“ reparieren wollen.

Bisher sind die Ansätze recht überschaubar: Zur Frage nach bezahlbarem Wohnraum fiel den öffentlich-rechtlichen Machern nur die Geschoßaufstockung bestehender Mehrfamilienkomplexe ein. Die „Lösung“ war eher eine Dauerwerbesendung für den Hersteller der gezeigten Fertigbau-Module. Die Schulabbrecher-Frage beantworten die Redakteure mit dem Allzweckmittel „Berufspraktikum“.

In Kürze wollen die Verantwortlichen die Resonanz prüfen und entscheiden, wie es weitergeht.