© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 19/19 / 03. Mai 2019

Frisch gepresst

Elbrevolution. Die Regisseurin und DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier widmet sich in ihrem aktuellen Werk den Ereignissen im Elbflorenz in den letzten Monaten des Ersten Weltkriegs und der Frühphase der Weimarer Republik. Bei vielen ist in diesem Kontext meist nur noch das originelle, aber nicht belegte Zitat des sächsischen Königs Friedrich August III. „Na, da machd doch Eiern Drägg alleene“ lebendig. Die Autorin präsentiert jedoch keine historische Abhandlung. Vielmehr bemüht sich die gebürtige Dresdnerin, die Vergangenheit durch Schilderungen unterschiedlichster Zeitzeugen zu vermitteln. So erfährt der Leser unter anderem durch Aufzeichnungen des Germanisten Viktor Klemperer, wie er den Zusammenbruch des Kaiserreiches erlebte. Breiten Raum nimmt auch das Thema der Frauenbewegung in Sachsen ein. Das ambitionierte Vorhaben krankt jedoch an der Umsetzung. Einige arg bemühte Verknüpfungen der Geschichte mit der Gegenwart und unnötige Dopplungen schaden dem Lesevergnügen. Fußnoten oder ein Register zu den vielen Zitaten wären zudem hilfreich gewesen. So ist das Buch eine etwas oberflächliche Darstellung der Dresdner Ereignisse zwischen Oktober 1918 und Frühjahr 1920. (ag)

Freya Klier: Dresden 1919. Die Geburt einer neuen Epoche. Herder Verlag, Freiburg  im Breisgau 2018, gebunden, 383 Seiten, 26 Euro





Demographie. Lange galt die Bundesrepublik (West) als weltweit erster Staat, in dem wegen der durchschnittlichen Geburtenrate von unter 2,1 Kinder pro Frau die Bevölkerung zurückging. Dieser Anfang der siebziger Jahre beginnende Trend, der heute ausnahmslos in allen EU-Staaten zu beobachten ist und im krassen Gegensatz zu Afrika (Spitzenplatz Niger mit 7,4 Kindern pro Frau) steht, gab es jedoch gleichzeitig auch in der Schweiz. Der Schweizer Gymnasiallehrer Dudo Erny hat diesen demographischen Prozeß in einer kleinen Schrift auf den Punkt gebracht. Der Bevölkerungsrückgang wurde seitdem durch Einwanderung kompensiert, und mehr noch, heute leben sogar 25 Prozent mehr Menschen im Alpenland als 1970, als letztmals das Reproduktionsniveau erreicht wurde. Erny prophezeit anhand dieser Faktenbasis, daß es nur eine Frage weniger Generationen sein wird, in der autochthone Schweizer in ihrem Land eine kleine Minderheit sein werden. (bä)

Dudo Erny: Warum die Schweizer aussterben werden. Books on demand, Norderstedt 2019, broschiert, 76 Seiten, 4,99 Euro