© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Mitgliederschwund bei den deutschen Kirchen
Gott überlebt alles
Jürgen Liminski

Diabolos steht für Teufel, heißt wörtlich „Durcheinanderwerfer“, und wer die Kirchen heute betrachtet, der muß konstatieren: Dieser Typ hat ganze Arbeit geleistet. Ein kurzer Blick in die katholische Kirche zeigt es: Da schwärmt ein Bischof von einer ferngelenkten Klimakämpferin als Prophetin, ein anderer will homosexuelle Paare segnen, ein dritter das Abendland nicht mehr christlich nennen und ein vierter verbreitet um Zustimmung heischend die Häresie, Sünde gehöre zum Wesen der Kirche. Kann es da verwundern, daß, wie eine Studie jetzt errechnet, die Gläubigen davonlaufen und ihre Kinder nicht taufen lassen wollen?

Die Probleme sind hausgemacht. In Ländern wie Frankreich, wo die Kirche materiell arm, spirituell aber reich und vital ist, wird sich die Zahl der Mitglieder in den nächsten Jahrzehnten nicht halbieren. Das kann durchaus daran liegen, daß man dort nicht auf das Ansehen in Politik und Medien setzt, sondern auf die Meinung Gottes.

Arnold Gehlen hat Dekadenz einmal so beschrieben: „Wenn die Gaukler, Dilettanten, die leichtfüßigen Intellektuellen sich vordrängen, wenn der Wind allgemeiner Hanswursterei sich erhebt, dann lockern sich auch die uralten Institutionen: das Recht wird elastisch, die Kunst nervös, die Religion sentimental.“ In solchen Zeiten leben wir, aber ein Trost für die Gläubigen mag sein, daß Gott alle und alles überlebt.