© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Lesereinspruch

Undifferenziert

Zu: „Negativsummenspiel mit lauter Verlierern“ von Erich Weede (JF 19/19)

Der Autor schreibt: „Verlorene Kriege sind Zeichen von Politikversagen.“ Das verlangt nach Differenzierung. Richtig ist meines Erachtens: Vermeidbare Kriege – und das sind viele – sind Zeichen von Politikversagen. Egal ob verloren oder gewonnen. Aber nicht alle Kriege sind vermeidbar. Hier gilt das Wort Friedrichs des Großen: „Angreifer ist, wer seinen Gegner zwingt, die Waffen zu erheben.“ Das bedeutet nicht unbedingt, daß es immer nur der Angreifer ist, der den ersten Schuß abgibt. 

Ob der zum Waffengang Gezwungene siegt oder unterliegt, zeigt nicht notwendigerweise an, ob die Politik gut und richtig war oder versagt hat. Der Ausgang des Krieges – man nehme etwa den Ersten Weltkrieg – ist weitgehend Schicksal, und nicht unbedingt ein Kriterium für Leistung oder Versagen der Politik. Auch wenn Sieger und Besiegte gleichermaßen dazu neigen, Sieg oder Niederlage im nachhinein als politisch-moralisches Werturteil zu deuten. Soweit mein Widerspruch. Am Schluß muß ich aber zustimmen. Die Euro-Rettung garantiert keine Friedensordnung.

Dr. Lothar Karschny, Uerdingen