© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Antifa als Sinnstiftung
Neuedition: Hans-Helmuth Knütters „Faschismuskeule“
Claus-M. Wolfschlag

Konservative sind faul. Oder bequem. Im Gegensatz zur politischen Linken legen sie auf eine detaillierte Analyse ihrer politischer Gegner keinen Wert. Während die „antifaschistisch“ motivierte Literatur „gegen Rechts“ Hunderte von Büchern umfaßt, in denen jedes marginale Detail fünfmal umgedreht wird, herrscht auf konservativer Seite gähnende Leere. 

Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen. Und ein Pionier war zweifellos der emeritierte Bonner Politologe Hans-Helmuth Knütter, der 1993 bei Ullstein sein Buch „Die Faschismuskeule“ veröffentlichte. Dieses Buch ist nun in überarbeiteter und aktualisierter Neuauflage beim Institut für Staatspolitik erschienen. Knütter erkennt die Wurzel des aktuellen „Kampfes gegen Rechts“ im traditionellen Kommunismus und der neokommunistisch geprägten 68er-Zeit. Er präsentiert dazu detailliert die Entwicklungslinien des „Antifaschismus“ über die Jahrzehnte der bundesdeutschen Geschichte. Der einstige kommunistische Kampfbegriff „Antifaschismus“, der sich gegen die bei Arbeitern beliebte faschistische Konkurrenz und den Kapitalismus richtete, transformierte sich indes bald inhaltlich. 

Im Laufe der Nachkriegsentwicklung wurde er zum beliebig nutzbaren Diffamierungsinstrument gegen Andersdenkende unterschiedlicher Couleur ausgeweitet. Die eigentliche Entwicklung zur Staatsdoktrin erfolgte aber erst nach 1990. Die durch den Zusammenbruch des Ostblocks verunsicherte Linke fand im „Antifaschismus“ eine Basis zur erneuten Ausweitung ihrer Macht. Der gemeinsame Feind einte die verschiedenen Lager und gab ihnen einen Sinnstiftungs-Schub. Die Selbstinszenierung, in der Tradition des Widerstands gegen den Nationalsozialismus zu stehen, dient als Mittel der moralischen Reinwaschung. 

Das dahinterstehende einfache Welterklärungsmuster macht den „Kampf gegen Rechts“ nicht nur für Halbgebildete, sondern auch in nicht unerheblichem Maß für psychisch labile Menschen anziehend. Sie alle dürfen sich als elitäre Avantgarde für eine „bessere Welt“ verstehen. Antidemokratische und antiliberale Tendenzen sind seither auf dem Vormarsch, teils unterstützt durch die etablierten Parteien. Selbst ein neuer Terrorismus „gegen Rechts“ ist mittlerweile denkbar, so Knütter.

Hans-Helmuth Knütter: Die Faschismuskeule. Herrschaftsinstrument der Linken. Institut für Staatspolitik, Schnellroda 2018, broschiert, 240 Seiten, 15 Euro