© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 20/19 / 10. Mai 2019

Frisch gepresst

Ostpreußen. Mit präzisen Vermessungen der „versunkenen Welt“ der „einfachen Leute“ im ostpreußischen Kreis Darkehmen ist Klaus-Jürgen Liedtke, 1950 als „Flüchtlingskind“ in Nordfriesland geboren, 2008 erstmals auf die Suche nach der verlorenen Zeit gegangen (JF 47/10). Auch sein neues Buch, wiederum offenkundig inspiriert von Arno Schmidts und Walter Kempowskis Collage-Technik, die mit einer aus winzigen Erinnerungspartikeln komponierten Vergangenheitskonstruktion dem Ansturm der Gegenwart zu trotzen versucht. Das ist ihm mit seinem „Roman aus Dokumenten“, der Zeitgeschichte, mit dem Schwerpunkt auf Krieg und Nachkrieg, als ostpreußische Familiengeschichte schreibt, exzellent gelungen. Wenige Autoren wären wohl dazu in der Lage, etwa Reisebriefe des Großgrundbesitzers Fritz von Farenheid (1815–1888), der mit seinem Schloß Klein Beynuhnen den Griechen-Kult der Weimarer Klassiker in den Kreis Darkehmen importierte, mit Feldpostbriefen eines einfachen Landsers von der Ostfront erkenntnisfördernd zu verquicken. Der Verlag verspricht daher nicht zuviel: „ein eigenwilliges, persönliches Echolot deutscher Geschichte“. (wm)

Klaus-Jürgen Liedtke: Nachkrieg und die Trümmer von Ostpreußen. Ein Roman aus Dokumenten. Verlag Die Andere Bibliothek, Berlin 2018, gebunden, 415 Seiten, Abb., 42 Euro





Peter Hahne. Wer die Publizistik Peter Hahnes kennt, weiß worauf er sich einläßt: Auf einen pointiert formulierenden und häufig mit einem Augenzwinkern erzählenden Journalisten. In seinem Buch  läßt er erstmals an seinen episodenhaften Lebenserinnerungen teilhaben. Von der ersten bis zur letzten Seite stellt er im Schnelldurchlauf Persönlichkeiten nicht nur der Bundesrepublik Deutschland aus seiner ganz persönlichen Sicht vor. Manchmal sympathische, manchmal weniger sympathische Herrschaften. Nachtreten ist Hahnes Sache aber nie, und das ist wirklich angenehm. Wie könnte es auch anders sein, sind seine im Plauderton erzählten Skizzen doch eingebettet in einen christlichen Impetus. Dabei spart Hahne nicht mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Wie er sein erstes Interview mit Loki Schmidt schildert oder seine TV-Eitelkeit auf die Schippe nimmt in der Erzählung über seine Hüftoperation – das ist großes Kino! Ein Manko hat dieses Buch allerdings, es ist zu kurz. Deshalb: mehr davon. (mec)

Peter Hahne: Passiert – Notiert. Geschichten, die das Leben schrieb. Verlag mediaKern, Wesel 2018, gebunden, 142 Seiten, 9,95 Euro