© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/19 / 17. Mai 2019

AfD und 8. Mai
Gedankenloses Gedenken
Felix Krautkrämer

Man muß kein „Transatlantiker“ oder „Putin-Fresser“ sein, um manches, was in der AfD vor sich geht, als würdelos und geschichtsvergessen zu verurteilen. Es gibt gute Gründe, sich für eine Verbesserung der deutsch-russischen Beziehungen einzusetzen, der 8./9. Mai aber ist hierfür der völlig falsche Anlaß. An diesem Tag feiern Russen den Sieg der Roten Armee über das nationalsozialistische Deutschland. Das ist ihr gutes Recht, schließlich hatte kein anderer Weltkriegsteilnehmer mehr Tote zu beklagen als die Sowjetunion.

Doch den Deutschen wurde von den Sowjets nicht Friede und Freiheit gebracht. Für viele von ihnen endete am 8. Mai zwar der Krieg, nicht aber Leiden und Sterben. Vergewaltigung, Vertreibung und Mord waren die Begleiter von Stalins Truppen. Sie kamen nicht als Befreier, sondern als Besatzer. Für die Bürger der späteren DDR hatten sie bereits die nächste Unfreiheit im Marschgepäck. 

Das hinderte den Thüringer AfD-Abgeordneten Robby Schlund nicht, am 9. Mai einen Kranz für die AfD-Bundestagsfraktion am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow niederzulegen, zusammen mit deutschen Altkommunisten und linken Deutschlandhassern. Schlund mag darin ein Zeichen der Versöhnung sehen und eine freundschaftliche Geste an Rußland. Für eine Partei, die eine patriotische Alternative sein will, sollte es sich jedoch verbieten, den Siegern von einst Kränze zu binden.