© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 21/19 / 17. Mai 2019

Säbelrasseln im Nahen Osten
Von der Seitenlinie zusehen
Martin van Creveld

Zu den wenigen Dingen für die man Donald Trump loben kann, gehört, daß er zweieinhalb Jahre nach Beginn seiner Präsidentschaft (noch) keinen neuen Krieg begonnen hat. Jetzt jedoch wetzt er sein Schwert und richtet es gen Teheran. Zweierlei scheint klar. Erstens: Daß zuerst Pakistan und später auch Nordkorea trotz Sanktionen in der Lage waren, die Atombombe zu erlangen. Wenn der Iran den Aufbau seines Arsenals wirklich zur obersten Priorität gemacht hätte, wie die USA und Israel behaupten, wäre dies schon längst gelungen.

Zweitens: Die Existenz von Atomwaffen in den Händen der Führer dieser Länder setzte den Kriegen zwischen ihnen und ihren Nachbarn ein Ende. Es gibt allen Grund anzunehmen, daß die gleichen Waffen, die den Mullahs garantieren würden, nicht das Schicksal von Oberst Gaddafi zu teilen, dieselbe Wirkung im Nahen Osten hätten.

Und Europa? Es hilft nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was Europa tun kann und darf und was nicht. Viel zu knauserig und zu uneinig, um eine echte militärische Stärke aufzubauen, kann es nur von der Seitenlinie aus zusehen, während die überlebenswichtigen Entscheidungen von anderen getroffen werden.Wie so oft in der Vergangenheit.






Prof. Dr. Martin van Creveld ist Militärhistoriker, beriet die Streitkräfte mehrerer Nationen und lehrte an den Universitäten Jerusalem und Tel Aviv.