© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Aufgeschnappt
Abrahams Queers
Matthias Bäkermann

Die Geschichte in der taz vom vergangenen Montag ist „zu und zu schön“ (Mutter Kempowski) und könnte Jesajas paradiesischem Idyll mit den „Wölfen, die bei den Lämmern wohnen“, glatt jeden Rang ablaufen: „Abrahams queere Kinder“ haben nämlich jüngst „beim gemeinsamen Fastenbrechen im Ramadan neue Netzwerke“ geknüpft. Im Berliner Wohlfühlbezirk Prenzlauer Berg trafen sich jüdische, christliche und muslimische Queers im katholischen Sankt-Augustinus-Saal, um gleichzeitig auch über „Erfahrungen von LGBTI*s in Islam, Christen- und Judentum zu sprechen“.

Blöderweise stellten beim islamischen Iftar von den dreißig Teilnehmern christlich-jüdische Lesben und Schwule die große Mehrzahl, auch „Wortmeldungen ließen nur auf eine kleine Zahl von Muslim*innen“ schließen. „Die islamischen Studierendengemeinden hätten die Einladung zum Diskussionsabend leider ignoriert“, seufzt Organisator Frank Wortmann traurig. Immerhin war aber mit Christian Awhan Hermann „Deutschlands erster offen schwuler Imam“ mit von der Partie. Der Vertreter eines peripheren Islamvereins belehrte die fromme Schar indes, daß „erst europäische Kolonisierungsbewegungen die systematisch ausgrenzende Gesetzgebung in islamische Gesellschaften gebracht hätten“.