© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Bayer soll krebskrankem US-Ehepaar zwei Milliarden Dollar zahlen
Baumanns Bockmist
Thomas Kirchner

Schon wieder ein Rückschlag bei Bayer: Die kalifornischen Raucher Alva and Alberta Pilliod bekommen 55 Millionen an Kompensation und zwei Milliarden Dollar an Entschädigung für ihren Lymphdrüsenkrebs, nach Ansicht der Geschworenen von Glyphosat verursacht. Die Milliardensumme und Strafe beruht auf dem Gewinn der Agrochemiesparte Monsantos von 2017, also vor der Übernahme.

Das Pilliod-Urteil hat zwar theoretisch Bedeutung als Musterprozeß für die inzwischen anstehenden 13.400 Klagen, doch eine Revision hat beste Aussichten. In der Berufungsinstanz werden nur Berufsrichter urteilen. Eine Senkung der Strafe auf 550 Millionen ist sicher, denn der US-Supreme Court legt das Verhältnis von Kompensation zu Entschädigung auf neun zu eins fest. Die unzureichende Berücksichtigung anderer Risikofaktoren kann diesen Betrag weiter reduzieren. Selbst ein Sieg von Bayer kann nicht ausgeschlossen werden, da Experten staatlicher Stellen Bayers Sicht unterstützen. Bayer-Chef Werner Baumann verteidigt die Entscheidung zur Monsanto-Übernahme mit Wissenschaft. Mit diesem Argument scheiterte schon Galileo. Baumann hat die Lage um Monsanto falsch eingeschätzt und landet nun auf dem Scheiterhaufen der Ökoinquisition. Zu Recht wurde ihm auf der Hauptversammlung von den Aktionären die Entlastung verweigert. Ein klares Zeichen, daß er gehen muß. Der Aufsichtsrat dürfte still und leise bereits einen Nachfolger suchen.

Erst mal wird aber weiterprozessiert und Bayer muß hoffen, in höheren Instanzen und außerhalb Kaliforniens Erfolge verbuchen zu können. Auch im Hinblick auf einen möglichen Vergleich in ein paar Jahren sollte Baumann gehen. Denn der wird lieber auf Risiko setzen, anstatt durch einen Vergleich mit zehn bis 20 Milliarden einzugestehen, daß er mit dem Monsanto-Kauf Bockmist gebaut hat. 600 Millionen Euro an Anwaltskosten für drei Jahre hat Bayer zurückgestellt. Für einen bitteren Kampf bis zum Ende reicht das nicht.