© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Blick in die Medien
GeNDRgerechte Sprache
Tobias Dahlbrügge

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) leistet sich von Ihren Zwangsgebühren eine „Leiterin Gleichstellung und Diversity“ namens Nicole Schmutte. Was macht die wohl den ganzen Tag? Vormittags dreht sie vermutlich Däumchen, nachmittags textet sie Broschüren über Gendersprache für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders. Äh, pardon, für „die Mitarbeitenden“, wie es in der Fibel mit dem Titel „Sprache schafft Bewußtsein – Anregungen für einen geschlechtergerechten Sprachgebrauch“ zur internen Information heißt.

Wörter wie „jeder“ oder „keiner“ sollen durch „alle, niemand oder viele“ ersetzt werden

Geschlechtergerechtigkeit sei nicht nur eine Frage des geschriebenen, sondern auch des gesprochenen Wortes, schreibt Schmutte. Na dann, viel Spaß beim Aussprechen von „ein*e Redakteur*in“, wie es im Beispiel für den „Genderstern“ heißt. Dieser „verweist auf die Fülle anderer Geschlechter“. Und wir dachten immer, Geschlechter sind nur soziale Konstrukte und nach Belieben wechselbar – wozu also dann der ganze Zirkus?

Wir lernen: Gender-Sprech dient dem „Aufbrechen von Geschlech-terhierarchien und -stereotypen“. Aha. Zum Beispiel in Gestalt von „scheinbar neutralen Fürwörtern“ wie „jeder“ oder „keiner“. Diese sollen künftig durch „alle, niemand oder viele“ ersetzt werden. „Auf jeden Fall“ wäre ja auch sexistisch diskriminierend.

Weiter heißt es: „Mit einer geschlechtergerechten Sprache tragen Sie dazu bei, daß der NDR sich als modernes Medienunternehmen präsentiert, das auf gesellschaftliche Veränderungen angemessen reagiert.“ Schmutte weiß offenbar selbst nicht mehr, ob sie Männlein oder Weiblein ist. Aber vorerst stößt die Geschlechterklempnerei noch an Grenzen: „In manchen Kontexten ist es (zurzeit noch) unangemessen, eine andere Anrede als ‘Sehr geehrte Damen und Herren’ zu verwenden. In diesen Fällen kann diese Ansprache weiter genutzt werden.“ Mal sehen, wie lange. Und überhaupt: Wieso heißt es eigentlich noch der NDR?