© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Mysteriöses Voynich-Manuskript: Nachweis des „Protoromanischen“
Entmystifizierter Verschwörungstext
(mp)

Ein britischer Linguist will das Voynich-Manuskript entschlüsselt haben. Nachdem Forscher zuvor in dem handschriftlich verfaßten Text aus dem 15. Jahrhundert magische, alchemistische, oder einfach geheime Kodierungen, politische oder religiöse Verschwörungen oder gar kommunistische Propaganda gefunden haben wollten, gibt der Oxforder Romanist Gerard Cheshire in dem begutachteten Artikel „The Language and Writing System of MS408 (Voynich) Explained“ nun eine einfachere Erklärung. Die handgeschriebenen Buchstaben bildeten eine Schrift, die auf dem lateinischen Alphabet basiere. Diese zeige allerdings auch Einflüsse aus dem Arabischen, wie etwa differierende Schreibweisen der Buchstaben je nach Position im Wort oder im Satz. So könne auf eine Interpunktion verzichtet werden. Einige Symbole stünden für Diphthonge, Triphthonge oder gar Laute aus vier oder fünf Vokalen. Das könnte die zuvor gezählten 170.000 Varianten von Schriftzeichen auf den 246 Seiten erklären. Die Sprache, die damit geschrieben wurde, sei laut Cheshire Protoromanisch – eine Abwandlung des Lateinischen auf dem Weg zum Spanischen, Italienischen, Französischen und Portugiesischen etc. Der Text sei damit die einzige Überlieferung der toten Sprache und beschreibe Kräuterheilmittel, Badeprozeduren und astrologische Hinweise zum weiblichen Körper. 


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