© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 22/19 / 24. Mai 2019

Leserbriefe

Zum Schwerpunktthema: „Gefährdete Verfassung“, JF 21/19

Grundsätzliches Dilemma

Als diplomierter Staatswissenschaftler erstaunt mich, daß Sie die Begriffe „Verfassung“ und „Grundgesetz“ offenbar synonym verwenden (siehe Titeloptik). Zwischen beiden Begriffen gibt es, staats- und völkerrechtlich, erhebliche Unterschiede, was auch ihr diesbezüglicher Forum-Beitrag (Dirk Pelster: „Verbesserungswürdig“) anklingen läßt. Hätten wir eine Verfassung gemäß GG, Artikel 146, wäre uns Deutschen möglicherweise das ganze Dilemma, in dem sich unser Land dreißig Jahre nach friedlicher Revolution und Einigungsvertrag befindet, erspart geblieben! Man hätte uns nämlich bei wichtigen Entscheidungen für unser Land, zum Beispiel EU und Euro oder Migration bei offenen Grenzen, befragen müssen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß unser Deutschland, auf das ich stolz bin, doch noch eine Verfassung bekommt. Und damit der Souverän als solcher mitbestimmen kann.

Wolfgang Jörgens, Harztor






Zu: „Es knirscht in Rom“ von Marco F. Gallina, JF 21/19

Kein Fahrwasser des Mainstreams

Es knirscht auch in Deutschland, wenn Salvini deutschen Flüchtlingsorganisationen droht. Dabei ist es ein Hohn, wenn alle Sympathien unserer etablierten Parteien den Flüchtlingshilfeorganisationen gelten. Welches andere Land der EU wäre denn bereit, die den Italienern zugemuteten Flüchtlingsströme regelmäßig abzunehmen? Solidarität, die zu Lasten eines anderen EU-Landes geht (hier Italien), ist unredlich und scheinheilig. So gesehen ist es die politische Pflicht des italienischen Innenministers, Schaden von seinem Land abzuwehren. Sein Beispiel sollte maßgebend für unsere Politiker sein, die es sich im ruhigen Fahrwasser des europäischen Mainstreams gutgehen lassen.

Rolf Trötschel, Berlin






Zu: „Selbstgerechte Wächter“ von Eberhard Straub, JF 21/19

Wider deutsche Denktradition

Der JF und ihrem Autor Eberhard Straub Dank für die historischen und aktuellen Klarstellungen zum Verhältnis von Deutschland und Österreich! Vielleicht könnte man ergänzen: Der Katholikenhasser und preußische Nationalist Bismarck hat den deutsch-deutschen Bruderkrieg entfesselt, um 1866 bei Königgrätz das katholische Österreich-Ungarn aus dem zu bildenden gesamtdeutschen Reich auszuschließen. So wurde das Rheinland in ein protestantisches Großpreußen gezwungen, das im sogenannten Kulturkampf die katholische Kirche gerade im Rheinland verfolgt hat. Die von Eberhard Straub genannte Unglückslinie Luther-Bismarck-Hitler stimmt leider. Und es tut gut, das einmal so klar zu lesen, auch wenn viele meiner Parteifreunde in der AfD von Bismarck schwärmen – was ich wiederum als erlaubte und auch verständliche deutsche Denktradition tolerieren kann!

Klaus Elmar Müller, Burgbrohl






Zu: „Befreit von der Natur“ von Martina Meckelein, JF 21-19

Landes-Gartenschau

Dazu paßt der Spruch, der einen 2002 auf der Landes-Gartenschau in Bad Zwischenahn begrüßte: „Traue nicht dem Ort, an dem kein Unkraut wächst.“ Zum Glück ist mein Garten weitgehend naturbelassen. Dazu gilt der weise Spruch: Garten ist für mich Erholung.

Udo Knau, Minden






Zum Schwerpunktthema: „Die grüne Mobilisierung“, JF 20/19

Gerade recht zur Europawahl

Ich freue mich sehr über den EIKE-Aufsatz „Freiheit in Gefahr“ von Michael Limburg und die Reportage Hinrich Rohbohms über die grüne Greta-Verdummung. Beides kommt gerade recht zur Europawahl und den kommenden Landtagswahlen in Deutschland!

Werner Dietze, Aurich




Intolerante, überhebliche Lehrer

Nun haben die Grünen mehrere negative Eigenschaften, die im gemeinen Volk nicht gut ankommen. Da wäre die Intoleranz gegenüber anderen Meinungen. Und Toleranz bedeutet eben nicht, sich mit den Händen in den Hosentaschen an die Grenze zu stellen und jeden Kriminellen ins Land zu lassen, sondern ob jemand die innere Größe hat, Ansichten zu ertragen, die den eigenen diametral entgegenstehen. Als zweites die moralische Überheblichkeit, gepaart mit einer maßlosen Selbstgerechtigkeit. Schließlich die Neigung, in oberlehrerhafter Manier die Menschen erziehen zu wollen. Letztere, wirklich unangenehme Eigenschaft, haben sie mit vielen Medienschaffenden gemein. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sich Journalisten so für die Grünen begeistern. Insbesondere der fanatische Eifer, mit dem sie versuchen, dem Volk eine politisch korrekte und gegenderte Sprache zu oktroyieren, erinnert ein wenig an Robespierre und seine Jakobiner.

Stephan Zankl, München




Letztlich Glaubenssache

Jeder, der etwas auf sich hält, tritt zur Zeit den Grünen bei. Die Grünen sind in etwa so angesagt wie SUV-Fahren: Man muß es sich halt leisten können – oder zumindest glauben, daß man es sich leisten kann.Mathias Oßwald, 

Mühlhausen/Thüringen




Tabuisierte Photosynthese

Daß das anthropogene CO2 zur Klima­erwärmung führt, ist die Neuauflage vom Märchen „Des Kaisers neue Kleider.“ Wir Kinder konnten damals nicht glauben, daß Menschen so dumm und falsch sein könnten; nun wissen wir es. Die jetzigen Kinder, verblödet durch links-grüne Lehrer, die offenbar vergessen haben, die Photosynthese zu erklären, schwänzen die Schule. Kanzlerin und Präsident begrüßen dies, da sie wissen, daß sie nur von Dummköpfen gewählt werden.

Werner B. Wegmann, Ludwigshafen




Religion durch Emission

Eine neue Frömmigkeit ist auf dem Vormarsch. Das dazu passende Motto lautet: Verbrenn’ nicht Öl, Gas, Kohle, weil dich sonst der Teufel hole. Es gibt überhaupt keinen Beweis dafür, daß CO2 für die Klimaerwärmung verantwortlich ist. Diese Mär wird von denen befeuert, die sich mit dieser Theorie goldene Nasen verdienen. Variable Sonnenaktivität bleibt vollkommen unberücksichtigt. Deren Schwankungsbreite kann in bezug auf die Wärmestrahlung um ein Vielfaches höher sein als die Auswirkung der Treibhausgas-Emissionen. 

Der neuzeitlichen „Prophetin“ Greta wäre mit der Offenbarung 16.8-9 zu begegnen, dort steht: „Und der vierte Engel goß aus seiner Schale in die Sonne, und ihm ward gegeben, den Menschen heiß zu machen mit Feuer. Und den Menschen ward heiß vor großer Hitze, und lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und taten nicht Buße, ihm die Ehre zu geben.“ 

Nimmt nun die CO2-Emission tatsächlich ab, die Erderwärumung aber trotzdem erheblich zu, werden die Jünger der CO2-Religion blamiert dastehen. Dann sollten die Akteure für den Schaden, den sie angerichtet haben, zur Rechenschaft gezogen werden.

Harry Springstubbe, Schotten






Zu: „‘Alle sehen es – jeder schweigt’“, im Gespräch mit Douglas Murray, JF 20/19

Das Buch Deuteronomium

Auch wenn es not tut, daß der britische Publizist Douglas Murray nicht verschweigt, was alle sehen, so dürfte dennoch dessen Äußerung, daß es „vielleicht ja funktionieren mag, was sich die Vertreter des Multikulturalismus vorstellen“, was aber, wenn nicht, ein wenig an Friedrich Dürrenmatts schaurige Komödie „Die Physiker“ erinnern: Einer dieser Physiker, alle untergebracht in einer Irrenanstalt, erdrosselt seine Krankenschwester mit der Schnur einer Tischlampe. Ein anderer Physiker bemerkt dazu: „Auch eine Möglichkeit.“ Ja, eine Möglichkeit. Aus jüdisch-christlicher Sicht allerdings dürfte es noch andere Kriterien für die Beurteilung eines Unternehmens wie des Multikulturalismus geben als die Frage, ob es „funktioniert“ oder nicht. Im biblischen Buch Deuteronomium (Kapitel 32,8) jedenfalls heißt es: „Als der Höchste (den Göttern) die Völker übergab, / als er die Menschheit aufteilte, / legte er die Gebiete der Völker / nach der Zahl der Götter fest“.

Peter Voit, Hallstadt






Zu: „Sie wollen umerziehen“ von Thorsten Hinz, JF 19/19

Aufrechter Bürgerrechtler

Boris Palmer hat erfahren: Wer in diesem deformierten Land die Wahrheit ausspricht, muß ein „Rebell“ sein. Schon sein Vater Helmut durfte dies erleben: als Bürgerrechtler, Pomologe, Schriftsteller – und Dauerkandidat für den Bürgermeisterposten, einmal auch in unserer Gemeinde. Durch seine penetrante Art, auf – berechtigte – Mißstände hinzuweisen, machte er sich bei vielen Trägern öffentlicher Belange unliebsam. Irgendwann erhielt er den Namen „Remstal-Rebell“, was aber durchaus anerkennend gemeint war. 

Am Vorabend eines geplanten Baumschnittkurses in unserer Gemeinde lud er die Bürger zu einem öffentlichen Vortrag ein, in dessen Verlauf auch politisiert wurde. Schließlich gestand er: Sein größter Fehler sei es gewesen, keiner Partei beigetreten zu sein. Allerdings bekannte er gegenüber mir und meiner Frau, sich nun doch einer Partei zugewandt zu haben: Es waren nicht die Grünen! Am Vortragsabend kauften wir eine Videokassette, Titel: „Schinder Liste“! Als er am nächsten Tag meine Frau unter den Kursteilnehmern entdeckte, erließ er ihr die Kursgebühr, da wir das Video gekauft hatten. Nur kurze Zeit später erlag Helmut Palmer seiner schweren Erkrankung. Wir sind dankbar, diesen aufrechten Mann noch so kurz vor seinem Tod kennengelernt zu haben.

Jürgen Kraheberger, Hochdorf






Zu: „Schrumpfende Pfründe“ von Jörg Kürschner, JF 19/19

Dumme Äußerungen

Schon wieder ein Landsmann, für den ich mich fremdschäme: Thomas Bareiß (CDU), immerhin Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft, nennt die Entscheidung des Daimler-Konzerns, die „politische Landschaftspflege“ einzustellen, „verantwortungslos, demokratiegefährdend, dumm.“ Dabei unterscheidet er sich kaum von den Exponenten anderer Parteien, etwa der CSU, die den großen Unternehmen vorwarf, „ihrer demokratischen Verpflichtung nicht mehr nachzukommen“!

Laut Grundgesetz wirken Parteien bei der „politischen Willensbildung des Volkes mit“ (Art. 21, Abs. 1). Leider traten in der Zwischenzeit andere Aspekte in den Vordergrund. Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim (Uni Speyer) hat schon frühzeitig auf Fehlentwicklungen hingewiesen und darauf, daß Politiker ihren Auftrag „allzu großzügig“ auslegen („Der Staat als Beute“) – wie zuletzt die im Sommer 2018 im Hauruckverfahren von den Koalitionsparteien beschlossene Erhöhung der staatlichen Parteienfinanzierung. 

Aber egal, warum der Konzern Daimler keine Spenden mehr zahlt, die Entscheidung ist weder verantwortungslos noch demokratiegefährdend, und dumm schon gar nicht. Dumm ist höchstens ein Politiker, der solchen Unsinn verzapft!

Peter Kiefer, Steinen






Zu: „Stich ins grüne Wespennest“ von Jörg Fischer, JF 19/19

Schnapsidee E-Roller

Die Pläne unserer Regierung zur Abschaffung des Verbrennungsmotors werden immer abstruser. Das Volk goutiert die E-Autos vernünftigerweise nicht; die Vorstellung der Kanzlerin, daß bis 2020 eine Million auf Deutschlands Straßen fahren sollten, erweist sich als Luftnummer. Fünf Gründe sind für den Flop maßgeblich: Sie verursachen größere Umweltschäden als Fahrzeuge mit Diesel- und Benzinmotor. Zudem wird die Infrastruktur der Ladestationen auf Jahrzehnte rudimentär bleiben, die Ladezeit ist indiskutabel. Eine moderne Industrienation wie die unsrige ist auf flexible, mobile Arbeitnehmer angewiesen, die ihre Zeit nicht mit endlosen Wartezeiten an der Steckdose verplempern können. Dazu kommt, daß der Anschaffungspreis eines E-Autos für Durchschnittsverdiener viel zu hoch ist. Daran ändern die als Kaufanreiz eingesetzten staatlichen Zuschüsse, sprich Steuergelder, nichts. Schließlich: Wo soll der zusätzlich benötigte Fahrstrom herkommen? Aus den AKWs Frankreichs und Tschechiens? Oder pflanzen wir noch ein paar tausend zusätzliche Greifvogel- und Fledermauskiller in die Landschaft? 

Angeboten wird als Alternative nun der E-Volksroller, um den Autoverkehr in den Ballungszentren zu entlasten. Hier ist der Konflikt mit Autos, Radfahren und Fußgängern vorprogammiert. Bereits heute zählen wir 20 Millionen Menschen im Rentenalter. Die werden sich vermutlich kaum mit einem Tretroller anfreunden. Dafür wird die Jugend jedes Watt aus der Batterie des auf ihren Miniwheels lautlos heranschleichenden Gefährts pressen, um möglichst flott voranzukommen. Klar, daß dieser Mischverkehr unterschiedlicher Fortbewegungsmethoden – dazu gehören auch die Rollatoren der Gehbehinderten – die Unfallstatistik auf Geh- und Radwegen drastisch ansteigen läßt. Wir werden auch durch die ausleihbaren E-Volksroller den Klimawandel nicht nennenswert beeinflussen. 

Die Wissenschaft hat uns Anfang der 1970er Jahre eine neue „kleine Eiszeit“ vorhergesagt, wie sie zuletzt vom Anfang des 15. bis ins 19. Jahrhundert herrschte. Dabei wurde vor denselben Folgen gewarnt, wie sie jetzt für die „Heißzeit“ eintreten sollen. Weltuntergangsphantasien sollen dem Bürger Angst einjagen, seit je das wirksamste Mittel der Obrigkeit, sich die Macht über „das Volk, den großen Lümmel“ (Heinrich Heine) zu sichern. Gottlob produziert die deutsche Autoindustrie weiter ihre Diesel- und Benzin-Pkws. So ist nicht die auf Ideologie gegründete Gesinnung, sondern vorläufig noch der gesunde Menschenverstand für tragfähige Entscheidungen ausschlaggebend.

Dietrich Schulz, Rödental