© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Kippa-Debatte
Das Rätselraten geht weiter
Fabian Schmidt-Ahmad

Eigentlich weiß das mittlerweile jeder in Deutschland, nun hat es mal einer gesagt. „Ich kann Juden nicht empfehlen, jederzeit überall in Deutschland die Kippa zu tragen“, warnte der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, in der Berliner Morgenpost. Eigentlich weiß auch jeder in Deutschland, wieso das so ist – das aber sagt dann doch keiner. 

Auch nicht diejenigen, die Kleins Feststellung als Anlaß für verschwurbelte Klagelieder nehmen. „Es macht mich unendlich traurig, daß wir in unserem Land überhaupt diese Diskussion führen müssen“, intonierte der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm. Nun, es gibt sicher einige, die darüber „unendlich traurig“ sind. Vor allem wenn die Frage gestellt wird, was soziale Ursache ist und wer dafür die Verantwortung trägt. 

Klein selbst nuschelt etwas von einer „zunehmenden gesellschaftlichen Enthemmung und Verrohung“. Man muß wohl elitärer Modegestalter sein und in Frankreich wohnen, um sich zusammen mit einem extravaganten Lebensstil den Luxus der Wahrheit erlauben zu können: „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischen liegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde holen.“ Da Karl Lagerfeld aber verstorben ist, wird hierzulande das öffentliche Rätselraten wohl weitergehen.