© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Wut der Woche
Volkswagen und die Scheichwerbung
Christian Vollradt


Verträge sind einzuhalten, wußten schon die alten Römer. Beim Autobauer Volkswagen scheint man das etwas lockerer auszulegen. Zulieferfirmen in der Region des halbstaatlichen Wolfsburger Konzerns beklagen schon länger dessen schlechte Zahlungsmoral, die sie viel Kraft kostet und wenig Freude bereitet. Als Zulieferer werde man von VW wie „ein Mensch zweiter Klasse“ behandelt, zitierten die Wolfsburger Nachrichten einen Unternehmer. Stinksauer ist auch ein Partner in ferneren Gefilden. Laut einem Bericht der Welt am Sonntag verklagt Scheich Ghassan A. Al Sulaiman, ein Händler der Volkswagen-Edelmarke Bentley in Saudi-Arabien, die Wolfsburger auf Schadenersatz, da die den Einstieg eines Investors in sein Unternehmen verhindert hätten. Gerichtsstand soll das saudische Dschidda werden; dort gilt die Scharia. Manch frustrierter Zulieferer im fernen Niedersachsen wird sich vielleicht wünschen, für Verfehlungen im Zahlungsverkehr könnten auch von der hiesigen Justiz Peitschenhiebe verhängt werden.