© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Selbsternannte Medienwächter
„Fake News“: Das Start-up „NewsGuard“ vergibt Zertifikate für Nachrichtenseiten
Björn Harms

Im Kampf gegen vermeintliche „Fake News“ sorgt ein neues Tool für Aufmerksamkeit: Seit vergangenem Dienstag steht der US-Dienst „NewsGuard“, der Nachrichtenseiten anhand von neun Qualitätskriterien bewertet, auch deutschen Internetnutzern zur Verfügung. Die so entstandenen Bewertungen zeigen Nutzern, „welche Seiten sich um seriösen Journalismus bemühen und welche nicht“, schreiben die Betreiber.

Ein kleines Symbol in der Kopfleiste des Browsers teilt dem Nutzer beim Surfen mit, wie das Gesamturteil der Seite ist, auf der er sich befindet. Ist das Schutzschild rot, gibt es Bedenken um die Glaubwürdigkeit. Satireinhalte werden orange gekennzeichnet. Bekommt die Seite ein grünes Emblem, bedeutet das, daß sie den von „NewsGuard“ gesetzten Kriterien entspricht. Dazu gehören etwa: keine Verbreitung von Falschinformationen, eine klare Unterscheidung von Meinung und Nachricht, die Vermeidung irreführender Überschriften oder die regelmäßige Richtigstellung unterlaufener Fehler. 

Zur Überprüfung setzt die US-Firma nicht auf Künstliche Intelligenz, sondern  auf menschliches Urteilsvermögen von Journalisten. Neun freie Mitarbeiter sollen nun in Deutschland etwa 90 Prozent des Online-Nachrichten- und Informationsvolumens überprüfen. Ende Juni will das Team die anvisierte Zielmarke erreicht haben. Um selbst dem Transparenzgebot nachzukommen, veröffentlicht die Redaktion, welche Journalisten an der Bewertung beteiligt waren und für wen diese in der Vergangenheit gearbeitet haben. „NewsGuard“ verspricht: „Unsere erfahrenen Journalisten verfolgen keine politische Agenda.“ Eine Überprüfung liefert die üblichen Arbeitgeber: ZDF, WDR oder auch Zeit-Online. Zugleich liegen erste Ergebnisse des Medien-Tüvs vor: Während bild.de, spiegel.de und tichyseinblick.de die grüne Plakette bekamen, erhielten epochtimes.de und deutsch.rt.com die rote. Die Prüfung der JUNGEN FREIHEIT steht noch aus.