© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 23/19 / 31. Mai 2019

Promovieren in den Zeiten von VroniPlag: Keine Konsequenzen für Giffey
Einfach aussitzen
(ob)

Mit 238 Plagiatsstellen bewegt sich die Doktorarbeit von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) „auf Guttenberg-Niveau und läßt Annette Schavan weit unter sich“, stellt der Publizist Alexander Wendt in schon leicht resigniertem Ton fest (publico vom 20. Mai). Denn Konsequenzen scheint das für Frau Dr. Giffey nicht zu haben. Sie sitzt den handfesten Skandal einfach aus. Auch weil es mittlerweile niemanden mehr zu stören scheint, daß eine Ministerin nicht nur fleißig abgekupfert, sondern auch ihre eigene politische Tätigkeit zum Thema ihrer Dissertation gemacht hat, was sich mangels wissenschaftlich wie ethisch gebotener Distanz zum Untersuchungsgegenstand hätte verbieten müssen. Die dickhäutige Ministerin zählt damit nicht zu jener (noch) skrupulösen Klientel, um die sich Ute Klammer sorgt. Die Direktorin am Institut Arbeit und Qualifikation der Uni Essen-Duisburg sieht „in Zeiten von VroniPlag“ nämlich das seelische Gleichgewicht mancher Doktoranden in Gefahr (Deutsche Universitätszeitung, 4/2019). Aus Angst, „ungewollt zu plagiieren oder andere wissenschaftliche Fehler zu begehen“, verlören sie das eigentliche Ziel – einen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn – aus den Augen. Betroffen seien allerdings primär nur die Geistes- und Sozialwissenschaftler, weil gerade sie der Überprüfungssoftware reichlich viel Textfutter liefern. 


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